Beim Krimi wackeln selbst die Wände


Amberg. (bee) [...]

Der schusselige Inspektor verhört die transusige Köchin. [...] Um es vorwegzunehmen: Die Leiche im letzten Stück machte allen Beteiligten - Akteuren wie Zuschauern - sichtlich und hörbar den meisten Spaß. Michael Greens Kriminalsatire "Wer erstach den armen Henry?" ist ein wunderbares Stück, mit dem alle Mitwirkenden vor und hinter der Bühne wirklich ein tolles Endergebnis erzielen; das Stück ist auch deshalb so wunderbar, weil in der Kürze die Würze liegt. Peter Ringeisen und die Schülerinnen von R8b, G11b und G11c gingen hier mit großem Aufwand und dem nötigen Spielwitz ans Werk, so daß tatsächlich (wie vorgeschrieben) auch die Wände wackelten.

Hier zeigten alle Mitspielerinnen, daß sie darstellerisches Talent haben und darüber hinaus - was ganz und gar nicht einfach ist - auch wirklich komisch wirken können. Neben der rollengerecht dominierenden Verena Baur als Inspektor machen die acht weiteren Mitwirkenden aus ihren Minirollen das Beste, vor allem auch Rita Mäschl als transusige Köchin Eliza. Der Schluß des Stücks, in dem die Akteurinnen sich beabsichtigt im Text verheddern und ein und dieselbe Stelle immer wieder repetieren, war [...] ein umjubelter Abschluss. [...] Gerda und Erika planen ihr Weihnachtsessen - und können nicht verbergen, wie nachtragend und verletzend sie sind.

Daß Schülerinnen auch Anspruchsvollerem gerecht werden können, machte Shulamit Arnons Einakter "Die Zunge" deutlich, freilich ist das Stück auch mit zwei der wohl größten Schauspieltalente der Schule besetzt. Wie Doris Dachs als Gerda und Verena Baur als Erika die Besprechung des gemeinsamen Weihnachtsessens zweier alter, alleinstehender Frauen vorexerzieren, hat hohes Niveau nicht nur in der mimischen und gestischen Gestaltung, sondern auch in der zielgerichteten Klangfarbe der Sprache, in der sich die beiden angiften.




Amberger Zeitung vom Mittwoch, 6. Juli 1988