Mafia, Cosa Nostra und auch ein Amigo

Premiere: Die ersten Amberger Schulspieltage


Prinz Igor und Fürstin Olga Amberg. Es war in doppelter Hinsicht eine Premiere: Das erste Stück bei den ersten Amberger Schulspieltagen. Die Schülerinnen des Grundkurses Dramatisches Gestalten des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums, unterstützt von den Spielerinnen des Wahlfachs Schulspiel (10./11. Klasse), glänzten mit der Komödie "Unter den Dächern von San Ignazio" nach einer umgestalteten Spielvorlage von Wolfgang Hildesheimer.

Ein kleines, idyllisches, aber bankrottes Fürstentum ist der Schauplatz einer grotesken Komödie, einer Tragikomödie dürrenmattscher Prägung. Auf neutralem Boden versuchen die großen Herren im Waffengeschäft, Shrankmaker (A. Winter), von Seelsorge (H. Flach) und Scheich Achmed (M. Fertsch) mit dem skrupellosen Mega-Patrone Platon Aischylos Melassis, hervorragend gespielt von L. Mrasek, ins Geschäft zu kommen und sich gleichzeitig gegenseitig auszustechen. Der skrupellose Platon Aischylos Melassis

Melassis möchte das schöne neutrale Stückchen Land zur Drehscheibe seiner weltweiten Aktionen machen. Die Fürstin Olga (E. Fuhrmann) will es meistbietend, mit wunderbarem russischem Akzent angeboten, wegen chronischem Geldmangels samt Volk und Regierung verkaufen. Ihr Amigo Prinz Igor, der "Bruder" und Künstler, greift ihr dabei hilfreich unter die Arme. R. Manea hat diesen Typ ausgesprochen plastisch dargestellt. Auch die anwesende Marquise (E. Dausch) will sich als "alte" Freundin des Melassis mit dessen Hilfe finanziell erholen. Jack - the good guy

Bewegung kommt in die dunklen Machenschaften, als zufällig der junge Jack - ein Lob für Ch. Schmidt - auftaucht, sich als Sekretär von Melassis ausgibt und den ganzen Deal zum Scheitern bringen will; vor allem auch deswegen, weil er sich in Diane (I. Adams), die Tochter der Fürstin Olga, verliebt. Sie aber steht auch mit zur Disposition. Aber - und hier endet das Märchen auch schon wieder - sie können Melassis nichts anhaben. Sie scheitern. Da kann auch ein Butler - Doppellob für M. Horst - nicht helfen. Am Schluß stehen sie alleine da, die Geschäfte werden gemacht, Igor verhandelt mit der Marquise wegen eines neuen Geschäfts, und Jack kann nur den Trost der Ohnmächtigen formulieren: "Es ist gut, wenigstens den Versuch gemacht zu haben."

Die Schülerinnen haben alle eine außerordentliche Spieldisziplin gezeigt. Die Komödie dauerte 150 Minuten, und je weiter das Stück fortgeschritten war, desto mehr hatten sich die Darstellerinnen, die eine erstaunliche Textsicherheit und eine saubere Artikulation zeigten, freigespielt. Es war am Ende nicht nur die frappierende Aktualität des Stückes - die Vorlage geht auf das Jahr 1958 zurück -, die den zahlreichen Zuschauern einen nachdenklichen und unterhaltsamen Abend bescherte, sondern auch das gute Zusammenspiel der Akteure auf und hinter der Bühne. Oberstudienrat Ringeisen kann auf seine Gruppe stolz sein. Er hat mit seinen Schülerinnen den Amberger Schulspieltagen einen hervorragenden Startschuß gegeben.

Anton Fütterer




Amberger Zeitung vom 23. März 1993