Shakespeare war wohl auch ein Beatles-Fan

Gelungene Aufführung von „Ein Sommernachtstraum“ im DJD

VON ANJA WINTER

Amberg. Ob der Titel des in Berlin so erfolgreichen Musicals „Shakespeare and Rock'n Roll“ wohl als Inspiration für die Darstellerinnen der Theatergruppe des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums diente? Fest steht, daß sie nicht zuletzt mit Hilfe von Beatles-Songs und verschiedenen Tanzeinlagen gewaltig frischen Wind in Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ bliesen, so daß man dem Stück bei seiner Aufführung am vergangenen Wochenende seine 400 Jahre nicht mehr anmerkte.

Mit viel Liebe und Mühe hatten sich Regisseur Peter Ringeisen und die 22 Schülerinnen der Theatergruppe des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums der Übersetzung des „Sommernachtstraums“ von August Wilhelm Schlegel aus dem Jahr 1843 angenommen, den Text gestrafft und zum Teil auch in das Alltagsdeutsch des 20. Jahrhunderts umgeschrieben. Man merkte es den Darstellerinnen denn auf der Bühne auch an, mit welcher Begeisterung sie bei der Sache waren. Was wohl nicht zuletzt an der ewig aktuellenThematik des Stücks von Liebe und Intrigen lag.

So liebt Hermia (Patricia Grünheit) mit Hingabe ihren Lysander (Jasmin Dobmeyer), wird aber gleichzeitig von Demetrius (Michaela Karl) angehimmelt. Diesen betet wiederum Helena (Claudia Gfäller) bis zur Selbstaufgabe an, ohne jedoch je auf eine Erfüllung ihrer Gefühle hoffen zu können. Doch nicht nur bei den Menschen gibt es Verwicklungen um Liebe und Eifersucht, auch in der Elfenwelt herrscht Ausnahmezustand: Das Herrscherpaar der Elfen, Oberon (Andrea Franz) und Titania (Kathrin Bayer) lebt in Streit, da jeder dem jeweils anderen dessen ehemailge Affäre mit Theseus, dem Herzog von Athen, (Tanja Pösl) bzw. mit Hippolyta, dessen Verlobter (Inez Ebner), vorwirft.

Wirklich chaotisch wird die gesamte Situation aber erst, als Elfenkönig Oberon einen Zaubersaft ins Spiel bringt, der bewirkt, daß die Person, die diesen Saft im Schlaf auf die Augen geträufelt bekommt, sich unhaltbar in das erstbeste Wesen verliebt, das ihm beim Erwachen begegnet. Damit will Oberon sich zum einen an seiner untreuen Gattin Titania rächen und zum anderen Helena zu der Liebe des Demetrius verhelfen. Die Ausführung dieser Vorhaben überläßt er allerdings seinem Diener Puck (Iris Lautenschläger), und da Puck nichts so sehr liebt wie das perfekte Chaos, kommt es noch zu einigen Verwicklungen bis schließlich alle Paare wirklich glücklich vereint sind und gemeinsam bei der Hochzeit von Theseus und Hippolyta dem Schauspiel der Handwerker (Sabine Irmer, Karina Messer, Angelika Zerbian, Stephanie Ambros, Martina Schnellinger und Laura Ringler) beiwohnen können, das beim Publikum zu großen Lacherfolgen führte.

Insgesamt bestachen alle Akteurinnen durch enorme Textsicherheit und eine große Souveränität im Umgang mit dem doch recht schwierig umzusetzenden, in Versen geschriebenen Text. Abgerundet aber wurde die mitreißende Wirkung des Stücks durch die Auftritte der Jazztanzgruppen unter der Leitung von Sigrid Ringeisen sowie durch die musikalische Umrahmung des Chores mit Beatles-Songs, wobei die Texte der Lieder oft so exakt auf die Inhalte der Komödie zutreffen, daß sich die Frage aufdrängt, ob Paul McCartney und John Lennon wohl den „Sommemachtstraum“ als Vorlage für ihre Werke nahmen.

Alle, die es bis jetzt noch nicht geschafft haben, sich von Puck und seinen Elfen in seine Welt entführen zu lassen, sollten sich den 20. März vormerken. An diesem Tag heißt es um 16 Uhr am J.-M.-Fischer-Gymnasium in Burglengenfeld dann zum letzten Mal: „Es ist Sommer; nachts; wir träumen...“



Amberger Zeitung vom 19. März 1998