That's the way to swing...

Die Absurdität des menschlichen Lebens

DJD-Schülerinnen zeigten Collage aus Spielszene, Tanz, Musik, Tiefsinn und Unsinn

VON ANTON FÜTTERER

Amberg. Wenn der Mensch im Mittelpunkt steht, kann es nur zum Lachen oder zum Heulen sein! Die DJD-Theater- und Jazztanzgruppen sind einen dritten Weg gegangen: Wenn es um den Menschen geht, kann es nur absurd sein. Die Szenencollage begann mit der Absurdität des Sündenfalls von Adam und Eva, nachdem ein mitreißender Chor die vielen Zuschauer in die richtige Stimmung versetzt hatte. Im Blick auf die Natur und mit Nachhilfe durch einen Verführer dämmert bei Eva die Einsicht: "Da ist doch noch etwas." Und als sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte, wurde ihr klar, was es gewesen war. Was lakonisch mit dem Satz kommentiert wurde: "Das war’s."

Durch das rasant choreographierte und charmant getanzte "That‘s the way to swing" wurden die nächsten, rasch aufeinander folgenden Szenen eingeleitet, die wohl tuend schnörkellos gespielt wurden: ein Stakkato des Bösen und Bösartigen. Der Mensch wird zum Bösen erzogen, das zeigte die ironische Szene "Weihnachtswunsch": Eine Mutter kauft für ihre Tochter ein Spielzeugmonster, das man erstechen kann und das blutet. In der erschreckend realistischen Szene "Muttertag" wird das zerfleischende Verhältnis von Tochter und Mutter vorgeführt.

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut Auch die nächste absurde Situation ("Streit") zeigte, dass das Böse nichts anderes ist als der Teufelskreis von Arroganz und Drohung. Bis zur Pause schaukelte sich das bedrohliche Potential des Bösen in der makaberen Szene "Allseitige Untersuchung" zum ersten Höhepunkt auf.

Mit Tardieus "Schalter" ging es nach der Pause weiter. Der Zuschauer ahnte sehr bald, dass das Warten unser Leben ist, das mit all seinen Trivialitäten letztlich im Tod endet, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen. Nach diesem hervorragend gespielten schweren Stück Literatur war der Zuschauer froh, einen poetischen Kommentar von der Jazztanzgruppe genießen zu dürfen; mit intensivem Ausdruck und ausgezeichneter Körperspannung interpretierten die Tänzerinnen einen melancholischen portugiesischen Fado, der den Eindruck der Szene vertiefte.

"Sie ... Sie sind ein Vergißmeinnicht ..." Aber dass die Absurdität menschlichen Lebens noch gesteigert werden kann, zeigten die Spielerinnen mit einem kafkaesken Stück aus Textbruchteilen des russischen Dichters Daniil Charms. Hier wurde dem Zuschauer trotz des hervorragenden Spiels alles abgefordert.

Äußerst synchron und mit leidenschaftlicher Begeisterung tanzten die Mädchen eine originelle Choreographie zu Musik aus "Lola rennt", in der sie die Gehetztheit des modernen Menschen beeindruckend darstellten.
Dass die Absurdität des menschlichen Lebens nicht nur das Ergebnis in den Köpfen depressiver Dichter ist, zeigte die Talkshow am Ende.

Äußerst synchron und mit leidenschaftlicher Begeisterung ...





Amberger Zeitung, Mittwoch, 24. März 1999
Bilder: Helmut Augsburger