Ein Abend, der Nachdenklichkeit verbreitete

Braucht unsere Spaßgesellschaft Schnappschüsse, die ihre Abgründe deutlich machen?

VON JOHANN OTT

Amberg. "Schnappschüsse" hatten die Schultheater- und die Jazztanzgruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen für ihren Theaterabend mit dem Titel "Planetenschnappschüsse" versprochen und "Schnappschüsse", die den Zustand unserer Welt beleuchten sollten, wurden in Blitzlicht-artigen Kurzszenen überzeugend auf die Bühne gestellt.


Alltägliche Schicksale - wird die Katastrophe zur Normalität?

Die Schülerinnen der DJD-Schulen brachten mit ihrer Aufführung im Gerhardinger-Saal ihre Zuschauer zum Nachdenken. - Im Bild Iris Lautenschläger und Verena Weiß als vom Leben gezeichnete Frauen.

Bild: Christa Schmidt




Da ist die Rede von "Entwicklungshelfern", die endlich den Barbaren in Afrika die Fortschritte der Zivilisation bringen wollen, ihnen aber nur Unterdrückung und Ausbeutung bescheren. Da wird gezeigt, wie kaputt die Ehen auf der Erde sind, wie Rassenhass und Generationenkonflikt unser Leben bestimmen. Da wird gezeigt, warum immer wieder Kriege geführt werden, warum Friedenskonferenzen scheitern müssen, aber auch der private Traum von Glück. Politiker sind dann entweder korrupt, sexgeil oder lassen sich von Beratern, die alle einen Tick haben, an der Nase herumführen.



Sprechblasen von Politikern wurden effektvoll aufgespießt und ad absurdum geführt - die Parodie auf das Englisch von Lothar Matthäus leitetete schließlich den Schlussgag dieser Szene ein: "Ai heff a fjuh brobblemms wiss sse tschörmen länkwitsch - batt its no brobblemm - [alle:] blemm - blemm - blemm ..."
Bild: Christa Schmidt

«Ai heff a fjuh brobblemms wiss sse tschörmen länkwitsch»


[...] Oberstudienrat Peter Ringeisen, der Regisseur, wünschte anfangs einen genießbaren Cocktail. Für mich war er zu bitter. Ein bisschen mehr Süße hätte dem Abend wohl gut getan. Dabei haben alle ihre Sache gut gemacht: Thanja Barthel, Andrea Tennert, Elisabeth Eichenseer, Ramona Rubenbauer, Brigitte Bauer, Daniela Beer, Carina Vögerl, Sabine Wächter, Sabine Böhm, Julia Frank, Marion Roier, Stefanie Schaller, Kathrin Brunner, Melanie Gutbrod, Katharina Häberl, Kerstin Ibler, Elisabeth Käufl, Severine Martin, Monika Zeller, Laura Ringler, Angelika Zerbian, StephanieAmbros, Inez Ebner, Iris Lautenschläger, Karina Messer, Beate Schißlbauer, Verena Weiß, Jasmin Dobmeyer, Karin Fick, Katja Fischeder und Andrea Franz.


... getanzt wurde wieder hervorragend ...
Musik der japanischen Künstlerin Aki Takase bildete die Grundlage für den Tanz, der mit Anmut und Energie den Kontrast zwischen Harmonie und Chaos darstellte.
Bild: Christa Schmidt


Gesprochen und getanzt wurde wieder hervorragend, die Idee, über Projektionen den außerirdischen Bereich hereinzuholen, überzeugte, aber auch vor allem die Einzelszenen, die versuchten, vom Hörspielcharakter des Stückes wegzugehen. Außerordentlich gut gefiel mir der Tanz als sinnliches Element in dem Stück, da er die Spannung zwischen Disharmonie und Harmonie betonte, aus der Leben nun mal besteht. Wer weiß, was an Arbeit hinter einer Tanzchoreographie steckt, konnte nur den Hut ziehen. Die Leitung hatte hier Studienrätin Sigrid Ringeisen.
Fazit: Es war ein Abend, der eher Nachdenklichkeit verbreitete, der dem Zuschauer das Gefühl vermittelte, so ist es halt. Aber vielleicht braucht unsere Spaßgesellschaft hin und wieder auch die Blitzlicht-artigen Schnappschüsse, die ihre Abgründe deutlich machen.




Amberger Zeitung, Freitag, 24. März 2000
(Diese Internet-Seite zeigt andere Bilder als der Original-Artikel der AZ; die Texte zu den Bildern sind ebenfalls neu.)


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