Ottos Mops und Pauls Gaul in Aktion


Schultheatertage haben wieder angefangen - DJD-Schülerinnen gestalteten Auftakt


VON ANTON FÜTTERER

tohuwabohu
Den Spielerinnen gelang es, den abgrundtiefen, den schwarzen Humor von Jandl deutlich zu machen.

Bild: Christa Schmidt

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Amberg. Das war nicht lechts und nicht rinks, sondern unvelvechserbal: Die Theatergruppen der Dr.-Johanna-Decker-Schulen. Wer Schultheater mag, und die Gemeinde wird langsam größer, freut sich jedes Jahr erneut auf den Beginn der Amberger Schultheaterwochen, die vom Kulturamt der Stadt Amberg koordiniert werden. Aber Koordination ist wenig wert, wenn die Akteure fehlen; aber auch die sind dem Amberger Schultheater schon über Jahre hinweg treu geblieben. Und wie fast jedes Jahr eröffneten auch heuer die Spiel- und Tanzgruppen des Johanna-Decker-Gymnasiums den Theaterreigen. Ihr Stück hatte den Titel: "Rinks und lechts und drittenmin".

Der im letzten Jahr verstorbene Lyriker Ernst Jandl gab also in diesem Jahr den Ton an. Und der Ton stimmte. Was da in knapp zwei Stunden auf die Zuschauer niederprasselte hatte Charme, Esprit und die notwendige Unbekümmertheit, die keine Langeweile aufkommen ließ.

Der Inhalt ist kurz zusammenzufassen: Einem Stück, das aufgeführt werden soll oder vielleicht sogar schon aufgeführt wird, fehlt der Schluss. Das ist eine fatale Situation, aus der sich der Regisseur, der Autor und der Schauspieler - ein Schuft, wer an Goethes "Faust" denkt - durch viele kleine Stücke erlösen.

Die aberwitzige Diskussion um den Schluss am Anfang erreicht mit der Frage nach der Wirklichkeit nahezu philosophische Untiefen, in die auch die Zuschauer mit einbezogen werden, die dann allmählich auch nicht mehr wissen, ob Berkeley recht hat mit dem Satz "esse est percipi". Aber diese Sätze klingen ernster, als das Spiel dann wurde, oder war es nicht eher umgekehrt? Gleichviel, die Spielerinnen verwirrten und erheiterten, provozierten und versöhnten. Dies machten sie besonders gekonnt in den Jandlszenen "Tohuwabohu" oder "ottos mops", um nur zwei zu nennen.

Wer Schüler kennt, weiß, wie schwer Jugendliche an solche Texte heranzubringen sind. Aber den Spielerinnen gelang es, den abgrundtiefen, den schwarzen Humor von Jandl deutlich zu machen und der Beifall lohnte es ihnen. In dem bunten Reigen der verschiedenen Szenen wurden auch immer wieder die Zuschauer mit einbezogen. Aber auch das Unkalkulierbare von Stegreifspielen meisterten die Spielerinnen souverän. Der Beifall belohnte die Leistung der nahezu 40 Mitwirkenden in den 22 Szenen und das mit Recht.

Zu den Tanzgruppen etwas zu sagen, ist nahezu überflüssig; sie tanzten ausdrucksstark, präzise zu einer hervorragend ausgesuchten Musik.

Und der Mund des Kritikers soll sich - in einer Anlehnung an den Titel einer der Szenen - nicht schließen ohne auch der schweren Arbeit der beiden Betreuer und Regisseure Sigrid (Tanz) und Peter (Theater) Ringeisen gedacht zu haben.

Zum nächsten Stück "Herz mein Herz oder Nur wer stirbt, hat gelebt" am GMG am Mittwoch 4.4.2001 um 19.30 Uhr sei an dieser Stelle eingeladen.


Amberger Zeitung vom 2. April 2001