Eine großartige Ensembleleistung

"Der Geizige": Schultheater am
Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium ohne Schwachpunkt


Von Johann Ott


Molières "Der Geizige" am DJD-Gymnasium: Die Ringeisen-Kompanie zeigte bei ihrer Schultheater-Aufführung eine tolle Ensembleleistung.
Bild: rpe



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(aus der Videoaufzeichnung)



Amberg. "Geiz ist geil" - so lautete ein Werbeslogan 2003. Geiz ist angesagt, und was liegt da näher als den "Geizigen" von Molière zu spielen, zumal hier dieses Fehlverhalten ordentlich auf die Schippe genommen wird. Das Stück eignet sich auch besonders für Schulbühnen, da es eher Typen als Charaktere auf die Bühne stellt, was nichtprofessionellen Schauspielern entgegenkommt. Warum die Leute so geworden sind, steht bei Molière eher im Hintergrund. Dass das Stück aber auch eine psychologische Unterfütterung verträgt, hat Peter Ringeisen in seiner Bearbeitung gezeigt.

Der Geizige plant, ein zweites Mal zu heiraten und hat sich - vermittelt durch eine Kupplerin - die Geliebte seines Sohnes ausgesucht. Außerdem hat er vor, seine Tochter an einen reichen Witwer zu verheiraten. Mit dieser Heiratsgeschichte, die am Ende so ausgeht, wie es der Zuschauer erwartet, - jede/r bekommt den/die, die/den er/sie wirklich liebt - verbindet Molière eine Kriminalgeschichte, die nach etlichen Verwirrungen, bei der eine Erpressung eine Rolle spielt, aufgelöst wird.

Unterfüttert wurde das Stück durch Szenen aus "Der Bürger als Edelmann", die ihren Reiz aus der Ständesatire beziehen. Ein Neureicher will all die Verhaltensweisen übernehmen, die er von Adeligen kennt, will tanzen und fechten etc. und scheitert daran kläglich. Das wurde wirklich überzeugend dargestellt.

Die "Theaterkompanie Ringeisen" bürgte auch diesmal für Qualität. Beide verließen sich auf die Bühnenpräsenz ihrer Schauspieler- oder Tänzerinnen, - es gab kein Bühnenbild - alle "Männer" traten in "überzeitlichem" Look, in einer Anzugweste auf, die Frauen in Röcken, wobei die "Farbgestaltung" der Kupplerin (roter Rock, schwarzes Top!) überzeugend herausragte. Da es kein Bühnenbild gab, konnten sich die Spielerinnen nirgends verstecken oder festhalten. Auch der Zuschauer musste sich auf Mimik, Gestik und Sprachgeschehen konzentrieren. Hier gab es keinen Schwachpunkt. Ein großes Lob der Sprachgestaltung, aber auch der Sprache. Leider verrät das Programm nicht, welche Übersetzung benutzt wurde. Verstaubt klang sie keineswegs.

Bei dieser großartigen Ensembleleistung muss das Lob allen 20 Spielerinnen gelten. Marion Roier als "der Geizige" war den Sonderapplaus, den sie bekam, wert. Freilich zeigten sich bei ihr auch die Probleme, die sich damit verbinden, dass man auf Maske grundsätzlich verzichtet hat. Mariane nennt ihn einmal "ein bleiches Gespenst, diesen alten Greis", um deutlich zu machen, dass sie als junges Mädchen den alten Tattergreis nicht heiraten will. Also, wenn man mich gefragt hätte ... eine so junge, gutaussehende Partie, wer weiß ...

Auf dem Nachhauseweg hörte ich zufällig ein Gespräch mit. "Das Theaterstück jetzt fand ich so geil. Es war super". Dem Urteil kann sich der Kritiker nur anschließen.






Amberger Nachrichten und Amberger Zeitung vom 17. März 2004

Ungekürzte Artikel zu den Aufführungen der Amberger Schulen sind hier versammelt:
http://hostasxeng.de