"Des hams halt im Blut, die Neger!"

Schultheater mit Jux, Witz und Humor am DJD-Gymnasium Amberg


Von Edgar Dietl

Cleopatra und Antonius

Cleopatra und Antonius hören sich an, was Cäsars Gesandter zu sagen hat
Bild: rpe



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(aus der Videoaufzeichnung)



Amberg. Wer jetzt meint, er habe einen rassistischen Kritiker vor sich, der hat sich genauso vergaloppiert wie das Pferd, das in der letzten Aufführung im Rahmen der Amberger Schultheatertage mit dem Titel "Das hüpfende Komma - ähm... der springende Punkt" als Tapezierer eines Esszimmers ins Spiel gebracht wurde.

Komische und weniger komische ("Anfangen", "Umgestalten") Einakter und Sketche aus verschiedenen Epochen, vor allem aber aus der "Wärmeperiode seit der letzten Eiszeit", standen auf dem Programm. Diese launige Ankündigung ließ unmissverständlich erahnen, dass der, der zuletzt lacht, den Witz nicht verstanden hat. Es sei gleich versichert: dazu kam es nicht!

Bereits die Zuschauerbegrüßung sprengte die Erwartung: meisterlich Heinz Erhardt mimend brachte Peter Ringeisen dessen Cafe-Drama zur Belustigung aller zu Gehör, in dem er als harmloser Gast in einem Amberger Cafe von "einem riesigen Mann mit einem Vollbart dran" aus heiterem Himmel einen Schlag auf den Kopf bekommt und es ihm vergönnt den Falschen getroffen zu haben.

Cäsarion (Angelika Amann) hat undankbare Aufgaben zu erledigen Stand "Anfangen" unter dem Motto: "Wer in sich geht, darf sich nicht wundern, wenn er niemanden antrifft!", so kam es in Kotzebues "Cleopatra" zu einem Treffen ganz anderer Art. Antonius wird, mit Tic-tac gedopt, von seiner "neuen", mit dem neuesten Duft von Chanel präparierten Flamme Cleopatra in den aussichtslosen Kampf gehievt. Brutalkomisch das Ende beider, besonders das Ansetzen der Steiff-Schlange an Cleopatras Hals. Julia Graubmann und Mareike Siebe glänzten in ihren Rollen.

In "Der vertauschte Mantel", der Bearbeitung eines wenig bekannten Einakters von Heinz Erhardt, hatten die beiden Freunde Otto und Willi alle Hände voll zu tun, Ottos Frau von der Harmlosigkeit des im Mantel ihres Mannes gefundenen Liebesbriefes zu überzeugen und den Seitensprung des Ehegatten zu vertuschen. "Zunzi", die Liebebriefschreiberin, wurde dabei dem anfangs sperrigen, jedoch immer willigeren Willi zugeschanzt, womit Otto aus dem Schneider war. Anne Schleicher als Willi und Veronika Zakon ernteten für ihr sehr überzeugendes gestisches und mimisches Spiel wahre Lachsalven.

"Stay", eine von Frau Ringeisen mit Jessica Barwitz, Sandra Irmer, Monika Linhart und Lisa Schober perfekt dargebotene Tanzeinlage, leitete zur Pause über, deren Ende ohrenbetäubender Lärm markierte. Eine ganze Fußballmannschaft erstürmte mit Schiri Peter Ringeisen voran die Bühne und deklamierte ein torgekröntes Fußballspiel.

Rhythmisches vom Fußball In "Herr Tschabobo" nach Gerhard Polt wurde eine Wohnzimmerszene mit dem Ehepaar Stoiber, Bubi, Opa und einem zum Kaffeeklatsch weilenden Ehepaar zu einer bissigen Satire auf anmaßendes Überlegenheitsgefühl und Spießertum. Den neuen Untermieter, Herr Tschabobo, promovierend im Bereich molekulare Spektralanalyse, drängt man Bubi zuliebe zu trommeln (Ergebnis: s. Schlagzeile).

Insgesamt ein gelungener Theaterabend, der den Zuschauern viele Anlässe zu Heiterkeit und befreiendem Lachen bot, wofür die Spieler und ihre Spielleiter verdientermaßen oft Zwischenapplaus und tosenden Schlussapplaus ernteten. Der Kritiker ist sich sicher, dass in seinem Falle Heinz Erhardt mit seiner Weisheit irrt: "Der Irrtum ist des Menschen liebstes Kind, besonders, wenn sie Rezensenten sind!"






Amberger Nachrichten vom 16. Juli 2004

Ungekürzte Artikel zu den Aufführungen der Amberger Schulen sind hier versammelt:
http://hostasxeng.de