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Die Klasse 9 c auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg

„Verführung und Gewalt" lautet für den Historiker Hans-Ulrich Thamer die Formel für den Erfolg der Nationalsozialisten: Viele Deutsche ließen sich vom Angebot der NSDAP, einer Partei mit einer äußerst professionellen Propaganda, verführen und wurden so selbst zu einem Bestandteil dieses bis in den letzten Winkel Deutschlands reichenden Propagandakonzepts. Und dem, der sich nicht faszinieren ließ oder der sich nicht ruhig genug verhielt, dem drohte Gewalt - manchen in ihrer bestialischsten Ausprägung.

Die Reichsparteitage in Nürnberg waren ein wesentlicher Bestandteil der national-sozialistischen Verführungsstrategie: Hier trafen sich schon seit den späten 20er Jahren die verschiedensten Gruppierungen der NSDAP. Fast jede Organisation hatte ihre eigene Veranstaltung, die Hitler-Jugend ebenso wie das NSKK, die NS-Frauenschaft wie die SA.

Wichtige Elemente der NS-Ideologie wurden auf dem Reichsparteitagsgelände inszeniert: Der Totenkult um die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und die „Märtyrer" der frühen „Kampfjahre" der NSDAP wurde in einer Massenveranstaltung in der Luitpoldarena vor 200 000 Menschen zelebriert; der Volksgemeinschaftsgedanke rückte immer wieder bei den Ansprachen an den Reichsarbeitsdienst auf dem Zeppelinfeld oder beim Appell der Hitler-Jugend im Stadion in den Mittelpunkt. Das wichtigste Ziel dieser Veranstaltung war, das Gemeinschaftsgefühl zu fördern, dem einzelnen Besucher das Gefühl zu geben, er sei ein Element einer mächtigen Bewegung - und ohne diese Bewegung bedeutungslos.

Albert Speer, NS-Architekt und später Rüstungsminister, plante und organisierte die Bauten auf diesem Gelände, die zwar nur zum Teil fertig wurden, deren Reste aber immer noch einen Eindruck vermitteln von der Gigantomanie der Nationalsozialisten. Besonders deutlich wird in Nürnberg Speers Fähigkeit, mit Architektur Gefühle von Menschenmassen zu beeinflussen und für den Nationalsozialismus nutzbar zu machen.

Was noch übrig ist vom ehemaligen Reichsparteitagsgelände, das sahen sich die Schüler der Klasse 9 c am 14.07.07 vor Ort im Rahmen des Geschichtsunterrichts an. Die Führung durch das Gelände übernahm der Geschichtslehrer, StR Feja, der das Gelände gut kennt. Die Schüler erfuhren anhand von Bildern und Erzählungen, wie das Gelände einmal aussah und wurden über die Funktion der einzelnen Bauten in der Vergangenheit und ihre heutige Verwendung informiert: Die Luitpoldarena, damals Bühne für den NS-Totenkult, ist gegenwärtig ebenso Teil einer Parkanlage wie die Baugrube des Deutschen Stadions, das für 400 000 Zuschauer geplant war; die Kongresshalle dient als Abstellplatz für abgeschleppte Fahrzeuge sowie als Lagerhalle für ein großes Versandhaus, - sie sollte die größte Halle der Welt werden; die Große Straße, 1939 als Aufmarschstraße fertiggestellt, ist einer der größten Parkplätze Nürnbergs; das alte Jugendstadion aus den 20er Jahren, von dem nach zweimaligem Umbau fast nichts mehr erkennbar ist, nennt man jetzt „Frankenstadion"; und das Gelände um die Zeppelintribüne, in der NS-Zeit Platz für Schaumanöver, verschiedene Aufmärsche und den „Lichterdom", wird nur einmal im Jahr genutzt: als Mittelpunkt der „200 Meilen von Nürnberg", einem Autorennen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Führung war der Offenlegung von Hintergründen gewidmet, und zwar solchen, wo sich „Verführung und Gewalt" trafen: Für die Verkleidung der Außenfassaden vieler Gebäude und als Baustoff für Treppen verwendete man z.B. symbolisch „ewiges" Gestein, Granit: Dieser und mit ihm viele billige Arbeitskräfte kamen aus den Steinbrüchen des Konzentrationslagers Flossenbürg. Nach der Führung besichtigten die Schüler noch die Dauerausstellung in den Katakomben, in der besonders der Aspekt der Gewalttaten der Nationalsozialisten angesprochen und in Kontrast zu den „glanzvollen" Inszenierungen auf dem Parteitagsgelände gestellt wird; ihr Titel: „Faszination und Gewalt".

Ch. F e j a

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Letztes Update: 06.02.2005

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