|
Meine
Radsport-Geschichte
2007
Altdorf,
August 2007
Zwei
Jahre nach meinem ersten Radrennen fand ich mich zum dritten Mal in Altdorf
ein. Ich wollte mich abermals verbessern und peilte eine einstellige Platzierung
an. Dieses Jahr wurden erstmals 40 Runden (= 36 km) gefahren, also die
doppelte Distanz des Vorjahres. Sprint-Wertungen gab es alle 10 Runden.
Das Wetter war im Vorfeld des Rennens wieder total verregnet, so konnte
ich die 3 Tage zuvor auch kaum fahren, weswegen die Vorbelastung sicherlich
suboptimal war. Ich fuhr mich auch zunächst auf nasser Strecke mit
meinem Trainingsrad warm, aber da die Strecke zunehmend abtrocknete, war
bald klar: Ja, ich fahre mit meinem schönen Cinelli, hehe.
Letztes Jahr stellten sich alle schon 10 Minuten vorm Start in der Startaufstellung
auf. Diesmal war die Situation eine andere und ich mochte das kaum glauben.
3 Minuten vorm geplanten Start stellte ich mich halt einfach hin - fertig.
Startreihe 1, erstmals in Altdorf! Links von mir Stefan Lehner und Florian
Imgrund, rechts Achim Reitlinger - zusammen vier Protagonisten des Rennens,
wie sich herausstellen sollte. Dann der Start und ich kam im Gegensatz
zu Ansbach gleich ins Pedal. Neben mir hörte ich hingegen Unmutsäußerungen
und wiederholte Einklick-Versuche - und schwupps, schon war ich mit einem
kleinen Loch der beste Starter. Das gab es zuvor nur beim Kirta-Rennen
2006 in Dingolfing, bei einem Kriterium war es eine absolute Premiere.
Der gute Start hat sich auch absolut gelohnt. Ich hatte diesmal keine
Probleme damit, in den Führungszyklus reinzukommen, wodurch ich zwar
mitführen musste, aber nach den Führungen schlimmstenfalls an
5, 6 Position zurückfiel, dann aber reingelassen wurde. Dadurch ist
man immer bei der Musik dabei, entgeht Stürzen oder plötzlich
auftretenden Löchern. So was erleichtert ein Rennen wirklich ungemein,
wobei das Tempo in den ersten Runden sowieso ungewöhnlich niedrig
sein sollte - speziell für Altdorf. Der Rennmodus mit Sprint-Wertungen
nur alle 10 Runden war wohl auch verantwortlich dafür, aber mit 26
Fahrern waren aufgrund der schlechten Wetterprognose auch ungewöhnlich
wenig Fahrer dieses Jahr am Start. An Qualität mangelte es aber natürlich
dennoch nicht.
In der ersten Runde war ich also gleich in der Führungsposition.
Ich schieße munter in die Haarnadelkurve, als ich scheinbar im falschen
Film lande. Eine trollige Mutter rollt über die Straße, hinter
ihr ihr Kleinkind - ich habe irgendwie einen kleinen Kinderwagen in Erinnerung,
aber so genau ist mein Bild von der Situation auch nicht mehr. WAS SUCHEN
DIE MITTEN AUF DER RENNSTRECKE?!?!? Nach dem ersten "WTF?"-Schock
schrie ich gleich "HEY - HEY!!!", damit die hinter mir fahrenden
Fahrer auch sofort mitbekommen, dass irgendeine Gefahr vorhanden ist.
Okay, als Nebeneffekt hat die suizidgefährdete Mutter dann auch endlich
gecheckt, dass hier ein Radrennen läuft und zum Glück konnte
ich heil durch Mutter und Kind durchfahren. Vermutlich war wohl der Vater
beim Kind und zog den Wagen zurück - aber mein Bild ist wirklich
nicht mehr so genau. Krass genug. Die anderen Radfahrer haben natürlich
auch geflucht und einer schrie etwas von "Wohl lebensmüde?"
- und das stimmt ja auch. Speziell das Kleinkind hätte es bei einem
Zusammenprall ganz übel erwischen können. Blödheit kennt
keine Grenzen.
Nach diesem Schock übergab ich dann die Führung. Wenig spektakulär
ging es dann weiter, ich konnte mich immer vorne aufhalten. Ein paar Runden
später lief dann bei der Haarnadelkurve plötzlich ein schwarzer
Hund über die Straße - WIE WÄRE ES MIT EINER LEINE?!?
Unglaublich! Blödheit kennt keine Grenzen - doch das hatte ich ja
eben schon erwähnt. Zum Glück war der Hund um so einiges intelligenter
als sein Besitzer und lief nicht uns Radfahrern entgegen, sondern rannte
am Straßenrand weiter. Was war heute bloß los?!? Und überhaupt:
Tiere und Radsport 2007 - ein Pferd bei der Tour de Suisse, auch ein Hund
(UND ein Rentner) bei der Tour de France, jetzt wieder ein Hund in Altdorf.
Hoffentlich gibt es 2008 wieder weniger Tiere auf den Rennstrecken.
Jedenfalls nahte dann bald der ersten Wertungssprint. Das Tempo war niedrig
- zu niedrig für meinen Geschmack. Also zog ich bereits in der 8.
Runde auf der Gegengerade an, was auch bestens im Video zu sehen ist,
hehe. Ich dreht mich auf Start/Ziel dann um, weil ich beim Beinblick keinen
Verfolger erblickte und sah, dass Florian Imgrund nahte. Hinter ihm auch
nicht gerade Rad-an-Rad-Fahrerei, mein Antritt hatte Belebung gebracht!
Florian ging vorbei, ich an sein Hinterrad. Er fuhr durch, ich nahm es
dankend an und attackierte ihn daher auch beim Sprint nicht - vielleicht
würde man sich ja auch absetzen können? Ich sicherte mir Platz
2, aber kurz nach dem Sprint wurde klar: ein noch zu großer Rattenschwanz
war hinter uns.
Florian führte dann mal etwas länger und keiner wollte übernehmen.
Ich selbst nahm mir eine kurze Auszeit, da ich bisher schon recht aktiv
gefahren war, und hing nun etwas weiter hinten. Florian ließ sich
dann auch ans Ende der Gruppe fallen. Nachdem er ebenfalls eine Auszeit
genommen hatte, zog er dann wieder an, ich ging an seinem Hinterrad mit.
Diese erneute Tempoverschärfung konnte den Rattenschwanz aber leider
auch nicht abschütteln. Der zweite Sprint nahte und diesmal wollte
und konnte ich erst auf der Wertungsrunde auf der Gegengerade versuchen,
mich vorzuarbeiten. Ich war Etwas weit hinten, an 6. Stelle. Die flache
Gegengerade wollte ich wieder nutzen, um meine Stärke auszuspielen
- aber die anderen zogen jetzt auch kräftig mit. Ich wollte auch
nicht schon ans absolute Limit gehen und verfuhr wieder mit der Eichhörnchen-Taktik.
Stefan Lehner, der meinen Video-Nachforschungen zufolge beim ersten Sprint
leer ausging (dort war wohl Michael Fuchs Dritter und Jens Künkel
Vierter), konnte den Sprintsieg ganz knapp vor Florian Imgrund ins Ziel
retten, Michael Fuchs war wieder Dritter und ich Vierter.
Direkt nach dem Sprint drückte Michael weiter, Stefan ließ
ein Loch zu Michael und Florian und ich versuchte zunächst wieder
an Stefan ranzufahren. Ich fuhr dann zügig an ihm vorbei und forderte
ihn mit "Hopp!" zur Zusammenarbeit auf. War aber leider alles
vergebens. Ich ging aus der Führung und niemand wollte oder konnte
übernehmen. Das Tempo schlief ein und das Führungsduo entwich
unserem Blickfeld. Nach einer kurzen Erholung war es mir halt einfach
zu bunt und ich attackierte. Allerdings bekam ich das Spitzenduo nicht
ins Blickfeld und gleichzeitig folgte mir der Rattenschwanz. Abermals
forderte ich dann zur Zusammenarbeit auf, aber man fuhr einfach nur unmotiviert
in die Führung, von Tempoarbeit war aber nichts zu merken. Schon
fing ich mit den Überlegungen an: Was ist, wenn wir überrundet
werden? Dann ginge es wieder um 10 Punkte am Ende. Verhindern wir die
Überrunden, geht es nur um 4. Was wäre taktisch besser, wie
steht es überhaupt? Ich wusste es nicht und konnte auch nicht viel
gegen eine drohende Überrundung tun. Die anderen hatten einfach kein
Interesse daran, sich wieder an die Spitzenfahrer ranzuarbeiten, vielleicht
auch die Beine nicht. Ich selbst hatte auch nicht die besten Beine aufgrund
der suboptimalen Wettkampfvorbereitung zwecks des schlechten Wetters,
aber etwas flotter wäre es meiner Meinung nach schon gegangen.
Und kurz darauf wurde es auch flotter! Achim Reitlinger und Stefan hatten
sich etwas unterhalten, dann zog Achim direkt nach der Haarnadelkurve
an - also auf der leicht ansteigenden Start-/Zielgerade, meiner Achillesferse!
Stefan ging das mit und ich konnte nur mit Ach und Krach dranbleiben.
Etwas später zog Achim wieder an der gleichen Stelle das Tempo an,
wieder konnte ich nur mit großer Mühe folgen. All dies änderte
aber zunächst nicht viel an der Rennsituation: Weiterhin Michael
und Florian vorne, wir zu fünft dahinter. Weiter hinten hatten sich
zwei größere Gruppen überrundeter Fahrer gebildet, was
mich etwas wunderte. Sonst fahren die abgehängten Fahrer bei Hobbyrennen
ja immer weitestgehend alleine oder nur in Duos oder Trios. Da wir als
Verfolgergruppe der Spitzengruppe nur 5 Fahrer waren, waren wir quantitativ
gesehen noch nicht einmal das Hauptfeld, aber vom Renncharakter her natürlich
schon - wir hatten bereits locker einen Rundengewinn auf die 18 hinter
uns liegenden Fahrer.
Es folgte dann der dritte Sprint, bei dem wohl Michael vor Florian über
den Strich vor. Weiter hinten bei uns fuhr Stefan als Erster, also Dritter,
über den Strich, ich selbst konnte mir ganz knapp einen weiteren
Punkt als Vierter sichern, nachdem ich dank meines bisher wohl besten
Tigersprungs ganz, ganz knapp vor Jens Künkel über den Strich
fahren konnte. Direkt dahinter rollte er sausend und unmutsäußernd
vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hatte Florian also 11, Michael 9, Stefan 7,
ich 5 und Jens 1 Punkt. Kurz nach dem dritten Sprint erfolgte dann übrigens
die drohende Überrundung. Dadurch kam aber wieder Zug rein, weil
Michael weiterhin mit einem Affenzahn von vorne fuhr. Das erhöhte
Tempo offenbarte nun auch, dass Urs Breinlinger, der siebte Fahrer und
"Schatten" (trat meines Wissens nach nie in sonderliche Aktion),
und vor allem Achim wohl einfach auch nicht die Beine hatten, um nach
dem zweiten Sprint an einer guten gemeinsamen Tempoarbeit mitzuwirken.
Urs kam noch einige Zeit mit, Achim explodierte richtiggehend.
Alles lief nun auf den letzten Sprint hinaus, bei dem es also um 10, 6,
4 und 2 Punkte gehen würde. Ich fühlte mich zwar noch als Dritter,
was ich ja aber nicht war, wollte aber nach Möglichkeit schon vor
Stefan und Jens landen - das war mein Gedanke auf der letzten Runde. Ich
nutze natürlich wieder die Gegengerade um diesmal wirklich volle
Kanne anzuziehen. Ich vermute auch, dass ich an dieser Stelle vielleicht
meine Spitzengeschwindigkeit im Rennen von 56,2 km/h erreicht habe. Jedenfalls
zogen Michael und Florian nicht gleich mit, sie hatten ja aber durch die
Überrundung auch mehr Körner gelassen als wir. Zudem offenbarten
die ersten beiden Sprints bereits, dass zumindest Michael nicht der beste
Sprinter ist, aber mit seiner Tempoarbeit hatte er ja großen Anteil
an der Überrundung. Jedenfalls war Stefan sehr bissig und fuhr die
Haarnadelkurve weiter innen an als ich. Aus Sicherheitsgründen hielt
ich da auch nicht bedingungslos dagegen und ließ ihn vorbeiziehen,
kam aber wohl dennoch besser durch die Kurve. An seinem Hinterrad kam
ich dadurch auf die Zielgerade, wo ein riesiges Feld überrundeter
Fahrer gerade fuhr. Das machte die ganze Sache nicht einfacher, da es
an Platz mangelte. Stefan links, die überrundeten Fahrer rechts -
aber Stefan nutzte das nicht aus und machte mir die Tür zu, sondern
behielt seine Linie bei. Ich konnte noch vorbeiziehen und sicherte mir
dadurch den Sieg bei der Schlusswertung, also 10 satte Punkte.
So kann's gehen! Jens sprintete übrigens noch auf Rang 3 und Michael
auf Rang 4, wodurch er sich noch von Platz 2 auf Platz 1 an Florian vorbeischob.
Für mich natürlich mit Abstand die beste Platzierung und auch
Leistung in Altdorf und zudem das zweitbeste Karriereergebnis. Mein Schnitt
lag bei 38 km/h, Michael unf Florian hatten 39 km/h, die Siegerzeit für
die 40 Runden (36 km) betrug 55:36 Minuten. Obwohl wir also etwas später
starteten, waren wir dennoch früh genug fertig, damit auch die C-Klasse-Fahrer
sich noch mehrere Runden lang einfahren konnte. Ursprünglich hatte
man nämlich ein Fenster von 70 Minuten zwischen den Starts der beiden
Rennen eingeplant.
NACHTRAG:
Im Rennbericht wurde das Hobbyrennen wie folgt erwähnt (kompletter
Bericht auf der Website
des Rennens sowie ein Bild von der Siegerehrung):
Trotz des schlechten Wetters stellten zu Beginn des Renntages sich
knapp dreißig Hobbyfahrer der Herausforderung von 40 Runden auf
dem anspruchsvollen Rundkurs am Rande der Altdorfer Kirchweih. Nach vier
Sprintwertungen und 36 Kilometern siegte Michael Fuchs vom Team Rösslein
vor Florian Imgrund (Team Blue Essentials) und Andy Jakesch von der RSG
Vilstal. Die meisten Fans an der Strecke und die dementsprechende Unterstützung
hatte jedoch Norbert Scharrer von La Corona aus Altdorf. Beste Frau wurde
Silke Girlinger von Soli Dachau.
Offizielles
Endergebnis |
Platz |
Fahrer |
Verein |
Punkte |
1 |
Fuchs
Michael |
Team
Röslein |
11
+1R |
2 |
Imgrund
Florian |
Team
Blue Essentials |
11
+1R |
3 |
Jakesch
Andy |
RSG
Vilstal
|
15 |
4 |
Lehner
Stefan |
|
13 |
5 |
Künkel
Jens |
RC
Schwalben München |
5 |
6 |
Breinlinger
Urs |
|
|
7 |
Reitlinger
Achim |
Team
Baier Mistendorf |
|
8 |
Schonherr
Ditmar |
Luccav
Cycling |
|
9 |
Parzinger
Gerhard |
|
|
10 |
Vestner
Karlheinz |
Radexpress
Feucht |
|
11 |
Ritter
Heiko |
|
|
12 |
Bürkle
Andreas |
RSG
Würzburg e.V. |
|
13 |
Kopp
Werner |
SFV
Aurau |
|
14 |
Behrendt
Norbert |
|
|
15 |
Genath
Karl-Heinz |
RSC
Aichach |
|
16 |
Schiffers
Dirk |
|
|
17 |
Girlinger
Silke |
Soli
Dachau |
|
18 |
Walter
Helmut |
Radexpress
Feucht |
|
19 |
Paraminski
Sasa |
|
|
20 |
Scharrer
Hans-Günther |
|
|
zurück
zur Übersicht für 2007
|