Sport Website von Andy Jakesch

Meine Radsport-Geschichte 2010

Altenburg, August 2010

Altenburg liegt zwar eigentlich außerhalb meines "Schmerzradius" für Anfahrtswege zu Radrennen und insbesondere zu Kriterien, aber bei 30 km und dem Verbinden mit einem weiteren Rennen am nächsten in Greiz ging das schon. Bei der Anreise wurde schon mal in Reichenbach bei der Familie ein Zwischenstop eingelegt und die Rennkluft angezogen. Die restlichen Kilometer bis Altenburg erwiesen sich dann als sehr zäh, da man in "krasser Anti-Luftlinie" kreuz und quer übers Land und durch Ortschaften geschickt wurde. Am Ende hatte ich dennoch fast 100 Minuten vor dem Rennen Zeit, also keine Panik ...

Bei der Ankunft traf ich auch gleich auf Jan, nur von Lukas war zunächst nix zu sehen. Mich überraschte dann als nächstes, dass der Rundkurs entgegen der Richtung verlief, die ich den Informationen entnommen hatte. Bei Start/Ziel suchte ich dann zunächst vergebens nach einer Nummernausgabe, erspähte aber ein Zelt auf einer Wiese. Das schien mir etwas unsinnig, da ich mit meinem Rennrad ungerne querfeldein fahre, aber es war eben so. Warmfahren konnte ich mich dann schon kurz in einer Rennpause auf dem Kurs, der technisch kein Problem darstellte, aber dessen leicht ansteigende Strecke Richtung Ziel qualvolle Wertungsabnahmen befürchten ließ - zumal der Wind an der Stelle auch bremsend angriff.

Nach den paar Kennenlernrunden ging es dann ums normale Warmfahren. Zusammen mit Jan fiel die Wahl auf einen - wie gewohnt - etwas verwinkelten Radweg, der - wie gewohnt - jede Menge Dreck aufwies (kleine Steinchen und so - halt das, was auf Radwegen immer so rumliegt). Hülft alles nüx. Nach der leicht entnervten Rückkehr drehte ich auf dem Großparkplatz noch ein paar Runden und dann auch wieder auf dem Rennkurs - von Lukas weiterhin keine Spur. In der Startaufstellung erspähte ich ihn dann aber dennoch auf der linken Seite. Ich selbst stand leider nur in der dritten Reihe, orientierte mich aber nach rechts, weil die erste echte Kurve eine Linkskurve sein würde. Ein anderer Fahrer marschierte noch nach vorne in die erste Startreihe, was auch Sinn machte, weil die Fahrer dort sehr weit auseinander standen. Als der Sprecher noch zwei Minuten bis zum Start ansagte, fragte ich dann noch einige Fahrer, an denen ich vorbei musste, ob das dann okay wäre, wenn ich noch in die erste Reihe marschiere. Niemand hatte einen Einwand, wodurch ich einen guten Start aus Reihe 1 erwischte und mich gleich an Lukas' Hinterrad heftete.

In der ersten Kurve war dann noch ein MTB-Fahrer (oder zumindest kein Rennrad - irgendwas mit einem geraden Lenker) als Störfaktor unterwegs, der wie ein Elefant im Porzellanladen durch die erste Kurve im Kreisverkehr schoss. Aber lange konnte der das Tempo natürlich nicht hochhalten, wodurch zu Beginn der Gegengeraden schon ein Rennradfahrer in orange nach vorne schoss. Ich wollte eine erste Reaktion des Feldes antesten, aber die folgte erwartungsgemäß. In der Folge ging es darum, sich in dem recht großen Feld zu behaupten, weil die Kurven noch sehr nervös und in drei oder gar vier Reihen durchfahren wurden. Vielen Dank auch an den Kamikaze-Piloten, der zu Ende der 3. Runde in der Zielkurve auf einer Bahn links von mir fuhr, aber seine Maschine einfach nicht beherrschte und ganz nach außen auf meine Bahn getrieben wurde, wodurch ich abbremsen musste, da ich keine Bekanntschaft mit der Bordsteinkante machen wollte. Jedenfalls kostete das wertvolle Position und gleich danach wurde die erste Wertungsrunde eingeläutet, denn diese gab es alle 4 von 24 Runden.

Das Tempo, das mit fast 41,5 km/h ohnehin schon irrsinnig hoch war, wurde noch erhöht und ich war nach der Zielkurve leider in keiner Position mehr, um noch in den Sprint einzugreifen. Da Lukas' Brechstangen-Taktik aber schon bekannt ist, fuhr ich dennoch Tempo weiter, um nicht plötzlich im abgehängten Hauptfeld zu hängen. Leider hing ich dann nur zwischen der Spitzengruppe und dem Hauptfeld, was nur unnötig Körner im Wind kostete. Das Feld schluckte mich auch wieder, weswegen alles vergebene Liebesmüh war und ich mich schon geistig von einer vorderen Platzierung verabschiedete. Da Lukas diesmal aber nicht allein wegkam, zog er dann doch nicht voll durch - und die anderen Fahrer in der Spitzengruppe konnten/ wollten nicht voll durchziehen. So kamen wir wieder heran und es gab abermals ein großes Hauptfeld. Das änderte aber nichts daran, dass ich in den Wertungsrunden weiterhin zu weit hinten lag und immer nur versuchte, den Anschluss an die Spitzengruppe zu halten. Im Wesentlichen lief alles ab wie bei und nach der 1. Wertungsrunde, nur dass zwischendurch mal ein Fahrer in der 2. Kurve geradeaus in die Wiese weitersteuerte und ich nicht immer alleine zwischen Spitze und Hauptfeld hing - auch wenn ich bei Tempoarbeit nach der 2. Kurve dann teilweise doch wieder alleine im Wind war, weil die Fahrer hinter mir in der Kurve immer abreißen ließen. Aber was soll man tun, wenn die Spitze noch in Reichweite ist? Soll man die anderen Fahrer in der Kurve an die Hand nehmen? Nein, man zieht natürlich durch, um wieder zur Spitze zu kommen. Wenn die Fahrer hinter einem dann abreißen lassen, dann ist das eben so.

Bis zur 4. Wertung wiederholte sich das ganze Spiel. Immer wieder riss es auseinander, nur um dann wieder zusammenzurollen. Dann aber ergab es sich mal, dass ich abermals nach der 2. Kurve auf der Gegengerade einfach nur Tempo fuhr, diesmal aber erfolgreich zu einer 3-köpfigen Spitzengruppe mit Lukas aufschließen konnte - ohne Rattenschwanz. Ich führte natürlich gleich brav mit und eine Runde lang war ich voller Hoffnung. Dann übernahm Lukas am Ende der Gegengeraden mal meine Führung, als die zwei Fluchtgenossen ihre Führungsarbeit einstellen und mich gleich wieder an Lukas' Hinterrad fahren sehen wollten. Aber ohne mich! Ich hatte mich erst mühselig nach vorne gekämpft, gleich richtig mitgeführt - und dann wollen die zwei Kollegen nur noch drauf liegen und nicht mitführen? Also nahm ich kurz die Beine hoch und schon fuhren die beiden Kollegen doch an Lukas' Hinterrad - geht doch! Aber an der Führungsarbeit wollten sie sich dennoch nicht so recht beteiligen, weshalb uns das Feld wieder schluckte.

Zu Beginn der vorletzten Wertungsrunde lag ich dann noch recht aussichtsreich und wollte gerade links vorbeiziehen, weil die Spitze zu Beginn der Gegengeraden nicht volles Tempo fuhr. Aber wie schon mehrmals in dem Rennen, so kam es auch hier zu dem Phänomen, dass das Feld trotz des etwas reduzierten Tempos nach links (!) rüberzog und somit die Überholspur blockerte. Der Fahrer direkt vor mir hatte aber bereits zum Überholen angesetzt, fuhr dadurch der Schnecke vor sich ans Hinterrad und stürzte bei um die 50 Sachen. Ich sah das irgendwie wie in Zeitlupe, konnte aber durch leichtes Abbremsen verhindern, über die Maschine des gestürzten Fahrers zu stürzen. Ich kam heil vorbei, hatte jetzt aber ein Loch nach vorne - also auch die vorletzte Wertung im Arsch! :(

In den letzten 4 Runden war man sich dann vorne wohl doch etwas einiger und bummelte nicht mehr. Bis auf wenige Meter kam ich nochmal an die Spitzengruppe ran, ehe ich endgültig einbrach und somit nur noch um eine hintere Top-Ten-Platzierung ohne Punkte würde kämpfen können. Hinter mir sah ich mit Alexander Otto (Team Killerwade) auch nur einen einzigen Fahrer in Reichweite, der kurz darauf zu mir aufschloss. Zu zweit konnten wir dadurch das ehemalige, nun gesprengte Hauptfeld hinter uns halten, aber der Zug nach vorne war auch daher total abgefahren, weil mindestens ein überrundeter Fahrer Tempoarbeit in der Spitzengruppe verrichtete. Wer weiß, ob die Spitzengruppe durchgezogen hätte, wenn wieder nur Lukas dort Tempo gefahren wäre? Die anderen hatten sich zuvor immer weitestgehend geschont.

Zu Beginn der Schlussrunde zog Alexander dann das Tempo nochmal an und konnte sich von mir absetzen. Ich quälte mich aber weiter und baute auf einen guten Schlusssprint. Als ich endlich auf die Gegengerade kam, hatte ich auch wieder einen besseren Tritt und merkte, dass ich minimal auf Alexander aufholte. Der drehte sich auch schon teilweise um, was mich glauben ließ, dass er vielleicht schon platt wäre. Zu Beginn der Zielgeraden war der Rückstand immer noch deutlich, aber mit einem furiosen Schlusssprint konnte ich Alexander um wenige Zentimeter in einem Foto-Finish noch überspurten. Nach den zwei Sprintpleiten von Altdorf und Dachau also endlich mal wieder ein knapper Sprintsieg!

In der Endabrechnung hätte ich dann eigentlich auf Platz 9 liegen müssen, aber irgendein Phantomfahrer wurde auf Rang 9 gewertet. In der Anfangsphase des Rennens war mal ein Fahrer mit Rückennummer auf der Gegengeraden plötzlich vom Fußgängerweg auf die Strecke gefahren. Ich weiß nicht, ob da einer einfach ein paar Mal abgekürzt hat oder wie es trotz Zielkamera zu diesem Fehler im Ergebnis kam. Vielleicht hat der überrundete Fahrer in der Spitzengruppe aber auch so gute Tempoarbeit verrichtet, dass die Wertungsrichter ihn nicht als überrundeten Fahrer wahrgenommen haben?!? Aber egal, es gab sowieso nur Preise für die ersten 5 Fahrer. Es ist zwar immer ärgerlich, wenn man falsch notiert wird, aber das ist halt nix neues und bei nur einem Platz Unterschied kann man es auch überleben.

Der Schnitt betrug am Ende übrigens rasante 41,2 km/h, was zu dem Zeitpunkt mein höchster bei einem Hobbyrennen gefahrenen Schnitt war. Nur bei Jedermann und Lizenz hatte ich schon einen höheren Schnitt - aber das war 2007 und 2008. Für dieses Jahr also der höchste Schnitt. Und der Top-Speed konnte sich mit 58,5 km/h auch sehen lassen, wobei ich nicht weiß, ob das beim Zielsprint war oder auf der leicht abfallenden Gegengeraden. So oder so waren das aber gute Leistungswerte, weswegen ich trotz der etwas mageren Platzierung mit meiner Leistung mehr als zufrieden war.

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