Sport Website von Andy Jakesch

Meine Radsport-Geschichte 2008

Altenkunstadt, Juli 2008

Nachdem die Rennmöglichkeiten im Juni rar waren und ich stattdessen nochmal einen Trainingsblock eingeschoben hatte, bin ich mit einem Ruhetag als "Vorbereitung" zum Abendkriterium in Altenkunstadt angetreten. Bei der Nummernausgabe rannte ich aufgrund des auch stattfindenden Hobbykriteriums auch gleich in bekannte Gesichter. Dirk Schiffers, der mittlerweile bei der Concordia aus Strullendorf angeheuert hat, überfiel mich als Erster und konnte das Rennen auf Rang 9 mit dem Hauptfeld beenden, dessen Spurt Jan Scheibe auf 5 gewinnen konnte. Muss schon sagen: Dirk hat einen klaren Schritt nach vorne gemacht. Joachim Schuchmann wurde Zweiter, Stefan Eichhorn war mit dem falschen Zweirad vor Ort - einem motorisierten! Er zählt natürlich die Tage, bis er mit dem Bund fertig ist.

Im U19-Rennen fuhr unser Fahrer Jakob Wilhem auf Rang 10 und holte dabei auch 6 Punkte. Dabei hasst er Kriterien ja so sehr. Gleichzeitig war das der zweite Lauf zur bayrischen Kriteriumsmeisterschaft, für die er jetzt eine gute Chance auf eine Top Ten Platzierung hätte - aber da er dazu Ansbach noch fahren müsste und Ansbach das "antrittigste" Kriterium schlechthin ist, wird das wohl nix. Er fährt ja an dem Wochenende sowieso auch bei dieser überflüssigen 24-Stunden-Benefizveranstaltung in Kelheim mit. Als sportlicher Leiter würde ich ihm natürlich sagen, dass er so einen Schwachsinn lassen soll und lieber die Chance auf eine gute Platzierung bei der bayrischen Meisterschaft wahrnehmen soll. Aber ich bin halt nicht sein sportlicher Leiter ...

Bei meinem C-Klasse Rennen waren auch Andreas Rühling und Ivo Leidner wieder am Start, also zwei weitere Lizenzneulinge. Während Andreas in der Lizenzklasse schon gut angekommen ist, hatten Ivo und ich bisher normalerweise nur das Vergnügen, gemeinsam in der gleichen abgehängten Gruppe hinterherzufahren. Mal sehen, was heute gehen würde.

Als die letzten zwei Runden des Hobbyrennens liefen - dem letzten Rennen vor uns -, hörte ich plötzlich eine Durchsage, dass die Elite-Fahrer sich noch beim Start einschreiben sollen. Einschreiben?!? Wieso sagt das keiner?!? Normal holt man sich seine Nummer bei der Nummernausgabe und fertig. Ich konnte mich aber noch "einschreiben" (ein Helfer hat einfach nur unsere Nummern notiert), sah aber dabei erst den Vorstart, wo schon so einige Fahrer warteten. Mist! So würde das nix mit Reihe 1 werden. Aber dann ging die Horde etwas zu früh auf die Strecke, denn ein Hobbyfahrer kam noch angerollt. Also musste noch eine kleine Schneise geöffnet werden - und wer hat ist in diese sofort nach der Durchfahrt des Hobbyfahrers reingeschosen? Natürlich! Der einsame RSG-Vilstal-Fahrer! Und zufällig stand dann plötzlich Robert Kaiser neben mir, den ich ja in Werneck kennengelernt hatte. "Die sollen endlich anfangen - ich muss morgen früh um 5 auf Sicht!" - 21 Uhr ging unser Rennen erst los! Ob des späten Startes hatte ich mir auch so meine Gedanken wegen meiner Brille gemacht: gelbe oder dunkle Gläser? Da ich davon ausging, nur im ersten Renndrittel fahren zu dürfen, nahm ich die dunklen Gläser, damit ich die tiefstehende Sonne besser verkraften würde. Eine sehr gute Entscheidung!

Kurz vorm Start wurde ich plötzlich super nervös. Ich hatte meine Pedale und Schuhe etwas eingeschmiert, damit ich endlich wieder besser ins Pedal rutsche beim Start. Es ging los - und von links und rechts wurde ich gleich in die Mangel genommen, musste daher nochmal kurz anhalten - HMPF!!! Aber dann nochmal angeschoben - und beim "1,5"-ten Versuch ins Pedal gekommen. Gleich voll angetreten und vielleicht so um Position 10 herum auf die erste Kurve zugefahren. Guter Start. Auch die ersten Runden waren scheinbar einfach, der Kurs war generell gut zu fahren. Doch ab Runde 5 rutschte ich langsam wieder immer weiter nach hinten im Feld - und schließlich hinten raus. Wie üblich, kam auch dieser Einbruch ohne echt Vorwarnung. Die Beine verkrampften, ich bekam nicht mehr den nötigen Druck aufs Pedal. Dabei war das Tempo vom Gefühl her echt kein Problem - absolut nicht vergleichbar mit der Autobahnfahrt in Dachau!

Egal. Ich fuhr dann alleine weiter, so gut wie möglich. Ich dachte, ich wäre der einzige abgehängte Fahrer gewesen, der noch hinterherfährt. Doch nach einigen Runden kamen Ivo und noch ein anderer Fahrer plötzlich von hinten angeschossen. Wir drehten also zu dritt weiter. Die logische Überrundung konnten wir aber nicht vermeiden - da war unsere Geschwindigkeit auf 41,5 km/h runter. Als ich noch im Feld war, lag der Schnitt bei ungefähr 43,0 km/h. Wir versuchten uns ans Feld dran zu hängen, was mir etwas besser als den anderen beiden gelang. Ich fiel aber dennoch kurz darauf wieder raus, die anderen beiden sammelten einen weiteren zurückgefallenen Fahrer auf. Zu dritt fuhren sie dann wieder an mich ran und schon bald sollte die zweite Überrundung folgen - aber man nahm uns nicht raus. Sehr schön. Bei der zweiten Überrundung konnten wir uns auch alle im Feld etablieren. Das Tempo war plötzlich voll easy mitzugehen und so verbrachten wir die zweite Rennhälfte im Feld - und im Dunkeln! Aus dem Abendkriterium war nun schon ein Nachtkriterium geworden ...

Ich überlegt mir zwischendurch, ob ich mal vorfahre, weil das Tempo wirklich locker mitzugehen war. Aber der nächste Gedanke war: Das sind immer noch viele Runden, jetzt nicht übermütig werden! Also habe ich ungefähr auf die letzten 20, 15 Runden gewartet und dann auf der Gegengeraden schön überholt. Dort wurde immer die Tür schön aufgemacht. Im vorderen Teil des Feldes war dann aber auch wieder dieser eine Fahrer, der andere Fahrer immer unbegründet mit einer sinnlosen Aussage anpöbeln muss. So einer fährt ja in jedem Rennen mit, man muss ihn nur finden! Ich fuhr die Zielkurve ganz außen an, hatte mein Vorderrad sogar vor seinem, war also vor ihm. Er fuhr eine Bahn weiter innen. Und naja ... da er zugleich hinter mir war, hatte er eigentlich keine Ansprüche anzumelden und so. Jedenfalls eine völlig normale Situation, weil man da immer mit zwei oder drei Bahnen durch die Kurve fuhr. Dennoch musste sich dieser Fahrer aufspielen und schrie zu mir "Hey - bleib außen!" - "Bin ich doch", war meine logische und auf Fakten beruhende Antwort. Er aber sah wohl vor lauter Dunkelheit schon Geister und meinte zu sehen, dass ich nach innen ziehe und ihn schneide oder so. Whatever. Wie gesagt: so ein Fahrer fährt in jedem Rennen mit, da darf man sich nix weiter denken ...

Einer, den ich auch des öftern vor, neben und hinter mir hatte, war wieder der Zandt Michael, der ja vor 2 Jahren so beeindruckend in Abensberg gewonnen hatte. Er hing auffällig am Ende des Feldes rum. Stellt sich halt dann auch die Frage, wie sein Trainingsstand ist, aber heute war er von seinem Paraderitt in Abensberg Meilen entfernt. Und das ist irgendwie auch beruhigend, zu wissen, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen bzw. fahren. Zwischen der ersten und zweiten Überrundung dachte ich mir heute nämlich eigentlich noch, dass es ganz gut ist, dass ich Vaterstetten nicht mitfahren werde und nächstes Jahr wieder Hobbyfahre. Aber nach dem Rennen denke ich, dass ich die Kurve vielleicht doch noch kratzen könnte. Ich muss ja "nur" diese matschigen Beine aus dem ersten Renndrittel überwinden. Das Tempo des Feldes an sich mitzugehen, ist wirklich nicht das Problem. Aber mit solchen Einbrüchen, wie ich sie anfangs immer habe ...

Am Ende waren wohl ungefähr 40 Fahrer vor mir, ich mit 2 Runden Rückstand. 42,5 km/h hatte ich als Schnitt und 54,8 km/h war der Top-Speed - also nicht wirklich viel. Aber so richtig zum Sprinten kam ich auch heute nicht, weil vorne drei Fahrer weg waren, die alle Prämien eingefahren haben. Allerdings ist es auch fraglich, ob sich die Wettkampfrichter überhaupt an die Wettkampfbestimmungen des BDR gehalten hätten und ich Prämien überhaupt erhalten hätte. Wenn man eine Runde wieder mit dem Hauptfeld zurückgelegt hat, darf man ja offiziell wieder um Punkte und Prämien mitspringen (wobei einem die Punkte ob des Rundenrückstands nix mehr nützen). Allerdings regeln das die verschiedenen Veranstalter ja so, wie es ihnen in den Kram passt. Eine klare Linie gibt es leider nicht bzw. sie wird vom BDR nicht durchgesetzt. Und der BDR hat auch andere Dinge, um die er sich kümmern muss. Nämlich, wieviel Geld er aus dem Breitensport rausholen kann und so ...

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