Sport Website von Andy Jakesch

Meine Radsport-Geschichte 2009

Bamberg-Gartenstadt, August 2009

Nach einem Monat ohne Rennmöglichkeit fuhr ich zum zweiten Mal nach 2006 beim Gartenstadt-Kriterium in Bamberg mit. Damals wurde ich offiziell Siebter, obwohl ich meiner Meinung nach nur Neunter war. Seinerzeit konnte ich eine Überrundung deutlich verhindern, weswegen auch diesmal sicherlich ein Ziel war, nicht überrundet zu werden. Dabei sollte das gar nicht so einfach werden: das Neff-Team war mit Rene, Nils und Jens am Start, aus Meiningen waren auch Jan und Florian wieder dabei und mit Maik Hamann stand zudem noch der Sieger aus Strullendorf am Start. Nino hingegen konnte gesundheitsbedingt nur zuschauen.

Ich hatte im Juli an Kraftausdauer und Klettergrundlage gearbeitet. Durch das KA-Training hatte ich mir eigentlich erhofft, einen Sprung nach vorne machen zu können. Das Warmfahren war recht unangenehm, man konnte nirgendwo richtig gut rollen, aber ich drehte dann auch noch einige Runden auf dem Kurs und hatte immerhin 16 km zum Warmfahren. War dennoch etwas wenig, da ich schon recht früh angekommen war, aber tja - man konnte eben nirgendwo so gut rollen und dann kamen auch nicht mehr Kilometer zusammen.

Am Start kam ich gleich ins Pedal und legte von ganz vorne los. Da es diesmal in jeder 3. Runde (!) eine Wertung geben würde, dachte ich mir auch, dass einfach gleich richtig flott losfahre. Im Endeffekt hätte ich auch am Hinterrad eines anderen flott losfahrenden Fahrers ähnlich leiden müssen wie in Altenkunstadt und Strullendorf. Ich nahm auf der ansteigenden Gegengeraden etwas Einsatz raus, fuhr aber noch schnell genug, damit niemand auf dumme Gedanken kam. Danach ging es abfallend weiter und rauf auf die Zielgerade, was dann nicht mehr so mühsam war. Ich ging raus und konnte mich gleich an zweiter Position wieder einreihen, da hinter Jan, der nun übernahm, bereits ein Loch entstanden war. Leider nahm Jan dann raus, woran ich schon erkannte, dass er heute nicht so gut wie in Altenkunstadt drauf sein würde. Es fuhren einige der Favoriten vorbei und ich hängte mich dann an Jens dran, der hinter Rene fuhr und Renes Hinterrad knallhart bewachte. Zu Beginn der 3. Runde kam ich nach der ersten Kurve dann leider von der Strecke ab, weil es sich etwas staute. Da dort aber eine kleine Auslaufzone war, zog ich das einer Bremsung vor. Dennoch war der Schwung etwas weg und der Zug zu den ersten Fahrern etwas abgefahren. Ein unbekanntes Kraftpaket in schwarzem Trikot wollte die Lücke zufahren und ich hing mich gleich dran - doch vergebens. Er fuhr zwar nach vorne, aber ich konnte seinem Tempo nicht ganz folgen. Wer war dieser unbekannte Spieler? Da ich auch nicht in der Verfassung war, um einen sinnlosen Sprint um Platz 5 und 0 Punkte zu fahren, fuhr ich einfach gleichmäßig sitzend weiter und ging davon aus, dass nach der ersten Wertung nicht gleich durchgezogen würde. Irrtum! Nils, Rene, Maik und der schwarze Ritter drückten gleich weiter - und Rene stürzte in der 2. Kurve. Ich hörte nur einen Knall und vermutete, dass er einen Platten hätte und somit raus wäre aus dem Rennen.

Durch den Ausfall des Neff-Kapitäns wollte ich Jens gleich zur Mitarbeit animieren. Er führte aber nur ganz kurz und dann übernahm Florian das Ruder, der aber gleich das Tempo verschärfte, wodurch ich ein kleines Loch reißen ließ. Das kostete dann erneut unnötig Körner und somit war die Verfolgungsarbeit unserer Gruppe, in der neben Jens und Florian auch noch Jan war, wohl von vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn wenn man auch dann mehr oder weniger im Wind ist, wenn man gar keine Führungsarbeit verrichtet, dann schadet das natürlich dem Tempo der Gruppe, wenn man dann doch wieder in die Führungsposition kommt. Diese vermied ich in der 6. Runde vor der 2. Wertung, da ich an Jans Hinterrad, dem vermeintlich stärksten Sprinter in der Gruppe neben mir, eine gute Position hatte, als es auf Start/Ziel ging. Dort wählte ich zunächst eine eher kleine Übersetzung, die ich während des Sprints zwei Mal (!) steigern musste, um dann schlussendlich zu sehen: ja, das wird reichen, um wenigstens einen Punkt zu sichern. Somit reihte ich mich also in die Punkteliste ein, nachdem die erste Wertung vermutlich Rene vor Maik, Nils und dem schwarzen Ritter, der sich als Lukas Hauptmann vom Radsportteam Reichenbach heraustellen sollte, gewonnen hatte. Leider finde ich keine Infos zu diesem Team und habe auch vor Ort nicht gewusst, dass er aus Reichenbach ist - vermutlich "meinem" Reichenbach. Schade. Sonst hätte ich doch gleich mal bei dem Team angeklopft ;)

Mit einem Punkt und Kurs auf Platz 4 ging es nun weiter. Es war ja schon bemerkenswert genug, dass von - wie ich zählte - 21 Startern nach 3 Runden vorne zwei Gruppen von je 4 Fahrern waren und der ganze Rest dahinter schon total zersprengt war. Aber direkt hinter den beiden ersten Gruppen fuhren auch Fahrer wie Markus Klemenz, Thomas Fischer und Mathäus Macht, die schon in Strullendorf die ersten Fahrer hinter dem Hauptfeld waren. Rene an sich wurde die Rundenvergütung nach dem Sturz jedenfalls verweigert, ab Runde 8 schien er aber dennoch wieder in der Führungsgruppe mitzufahren. Ich weiß nicht genau, was da los war, aber irgendwas sorgte jetzt jedenfalls für Verwirrung bei der Wettkampfleitung. Zu Beginn der 9. Runde wurde nämlich die Glocke nicht geläutet, aber ich ging dennoch davon aus, dass es bei der Zieldurchfahrt eine Wertung geben würde. Ich sprintete aber nicht los nach der Zielkurve, sondern fuhr eine völlig normale Führung. Dabei achtete ich auf meine Begleiter, die aber keinerlei Anstand machten, um den letzten verbliebenen Punkt zu sprinten. Also fuhr ich ohne Sprint als Erster unserer Gruppe über Start/Ziel und ergatterte mir somit eigentlich den zweiten Punkt. Ein Glockenzeichen gab es auch in dieser Runde nicht zu hören, also sollte die 9. Runde völlig normal die Wertung gewesen sein. Oder auch nicht! Doch dazu weiter unten mehr ...

Vorne schien Maik auf Siegkurs zu sein, was ich so mitbekommen hatte, dahinter fuhr Jens mal kurz aus unserer Gruppe heraus. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass er damit durchkommen würde, weswegen ich ruhig blieb. Zu dritt rollten wir ihn auch in der 12. Runde auf, zu deren Beginn es diesmal auch wieder kein Glockenzeichen gab. Ich fuhr dann gleich von vorne in die Zielkurve, um den Sprint nach Möglichkeit von vorne kontrollieren zu können. Das klappte auch ganz gut und theoretisch hatte ich jetzt drei Punkte, wodurch mir Platz 4 nicht mehr zu nehmen war. Aber wie gesagt: dazu noch mehr ... und zwar am Ende!

Durch die Wertung waren Jens und ich plötzlich alleine, denn Jan und Florian hatten ein Loch entstehen lassen. Ich fühlte mich nicht so gut, dass ich nun hätte gemeinsam mit Jens durchziehen können, also meinte ich zu ihm, dass er jetzt durchziehen solle und ich ihm dann die zwei Punkte bei der Schlusswertung lassen würde. Er zögerte noch und ich war mir nicht sicher, woran das liegen könnte. Seine Führungen waren auch recht kurz und wenig druckvoll, weswegen ich einfach mal annehme, dass er gar nicht in der Lage war, jetzt voll durchzuziehen. Jan und Florian rollten dann auch an uns heran und die Geschichte war gegessen. In der vermeintlich letzten Runde fuhr ich dann abermals von vorne in die Zielkurve und konnte den Sprint für mich entscheiden - doch plötzlich ertönte die Glocke! Anfangs dachte ich - und auch andere Fahrer - dass dies ein Versehen der Wettkampfleitung war. Aber dem war nicht so, wie ich bei Betrachtung des Videos feststellen konnte. Es war wirklich erst die 14. Runde, als ich sprintete. Peinlich! Aber interessanterweise änderte das nicht wirklich viel. In der letzten Runde wollte abermals niemand mehr auf der Gegengeraden im Wind sein, weshalb ich als Führender durch Kurve drei fuhr und dann nur noch kontrollierte, dass niemand kurz vor der Zielkurve vorbeihuscht. Jan versuchte nämlich auch genau das, aber ich konnte seinen Antritt kontern. Als Erster ging ich also in die Zielkurve und konnte vor Jan ins Ziel fahren, womit ich mir abermals zwei Punkte sicherte.

Und jetzt komme ich zu dem "mehr": bei der dritten Wertung herrschte wohl Verwirrung auf dem Wettkampfrichterwagen. Es gab kein Glockenzeichen. Dennoch schien die 3. Wertung noch in Runde 9 genommen worden zu sein und ging an mich. In Runde 12 aber war bei der vorletzten Wertung wohl der Bock drin. Es gab meines Wissens nach erneut keinerlei Glockenzeichen oder Ansage einer Wertung. In Runde 11 war Jens noch vorne, in Runde 12 dann ich und in Runde 13 erneut Jens. Im Endergebnis habe ich 4 Punkte und Jens 1 Punkt. Ich vermute daher, dass man Runde 11 oder 13 statt 12 gewertet hatte. Dadurch kam Jens am Ende auf Platz 5, obwohl dort normalerweise Jan gelandet wäre. Aber die vierte Wertung allein war noch nicht das Ende eines chaotischen Rennens! Als man zu Beginn der 15. Runde das Glockenzeichen für uns ertönen ließ, schien noch alles okay zu sein, aber kurz hinter uns kam das Spitzentrio angefahren - und bekam ebenfalls das Glockensignal!!! Dadurch sprinteten wir den 4. Platz also bereits aus, bevor das Spitzentrio die ersten 3 Plätze aussprinten konnte. Allerdings ließ man die Spitzengruppe durch dieses Glockensignal auch 16 Runden fahren, was Maik vermutlich auch aufgefallen ist, der bei der Durchfahrt in der 16. Runde den Arm mit Unverständis Richtung Wettkampfrichterwagen erhebte. Nils konnte am Ende mit einem Punkt vor Maik gewinnen, der wohl davon ausgegangen war, dass er nach der 15. Runde bereits gewonnen hatte. Allerdings wäre die Reihenfolge in Runde 15 die gleiche wie in Runde 16 gewesen. Es mag aber sein, dass man auch beim Spitzentrio die vierte Wertungsrunde in der falschen Runde abgenommen hatte. Aber das sind also nur Vermutungen.

Es bleibt festzuhalten: Wertung alle drei Runden ist sehr herausfordernd - auch für die Wettkampfrichter. Vielleicht lassen sie so etwas in Zukunft und bleiben bei Wertung alle fünf Runden. Ebenso darf man sich die Frage stellen, wieso die Glocke zur letzten Runde zunächst für die Verfolgergruppe eingeläutet wurde und man das Spitzentrio dadurch 16 Runden fahren ließ. Interessant auch die Kommentare des Sprechers: zu Beginn unserer letzten Runde sagte er laut durch "Letzte Runde - ultimo giro". Eine Runde später, als wir um den 4. Platz bei der Schlusswertung sprinteten, sagte er "Das war es noch nicht für euch, Jungs - ihr müsst noch eine Runde" - HÄH?!?!?!? Es kann gut sein, dass ich bei der Ausrollrunde zufällig ebenfalls als Erster unserer Gruppe über den Zielstrich gefahren bin und nur dadurch noch die zwei Punkte für die Schlusswertung erhielt. Wichtig ist für mich in all dem Chaos eigentlich nur, dass ich mit eigentlich 5 Punkten auf Platz 4 gewesen wäre - und dort wurde ich auch gewertet, obwohl man mir nur 4 Punkte zugestand. Nils konnte den Sieg nachholen, den er in Strullendorf noch nach Materialschaden verspielte, Maik fuhr abermals stark auf Platz 2 und Lukas Hauptmann, der schwarze Ritter, wurde Dritter. Da man Jens einen Punkt "schenkte", wurde er vor Jan Fünfter, was dann zwar nicht ganz dem eigentlichen Rennergebnis entspricht, aber ich denke, dass das für die beiden nicht ganz so wichtig ist. Lieber wären sie - ebenso wie ich natürlich - in der Spitzengruppe dabei gewesen und vielleicht auf dem Treppchen gelandet.

Der Schnitt kurz nach der Zieldurchfahrt betrug 38,6 km/h auf meinem Tacho, was mein bisher niedrigster Rennschnitt dieses Jahr ist. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 53,8 km/h, was also langsamer als in Strullendorf war. Für den 4. Platz habe ich weitere 12 Punkte für die Rangliste des Challenge-Magazins erhalten und werde nun doch noch am 30.8. in Meiningen beim Kriterium - auf neuem Kurs - mitfahren. Ansonsten war es das aber mit flachen Rennen, ab nächster Woche sind Kletterkünste gefragt. Und da sieht es bei mir dieses Jahr zappenduster aus ...

Kommentare zum Rennen darf man gerne in meinem Sport-Blog hinterlassen ...

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