Sport Website von Andy Jakesch

Meine Radsport-Geschichte 2007

Beierfeld, Mai 2007

Nachdem ich mir nach dem Rennen in Unterföhring dachte, dass ich besser nicht nach Weitnau fahre, weil meine noch nicht so berauschende Form in Verbindung mit einem hügeligen Rennen und einer weiten Anfahrt keine so tolle Sache wären, wählte ich als zweites Saisonrennen das national ausgeschriebene Jedermann-Rennen im Rahmen der sächsischen Landesmeisterschaften in Grünhain-Beierfeld bei Aue. Ich wusste durch Google Earth zwar schon, dass es wellig werden würde und auch zwischendurch mal etwas heftiger - aber die Steilheit kam bei Google Earth so gut wie gar nicht rüber! Doch fange ich mal am Anfang an ...

Eigentlich war alles anfangs recht gut. Die Strecke war optimal abgesperrt, aber dann ging es mit dem Chaos schon los: Der Rennstart sollte vermutlich um eine Stunde nach verschoben werden. Als Grund wurde angegeben, dass man halt zeitlich in Verzug ist, man gleichzeitig aber die bisherigen Rennen schon teilweise verkürzen musste. Auch unser Rennen würde von 3 auf 2 Runden verkürzt werden. Eine Runde bestand dabei aus etwas über 10 km. Nun sollte man sich fragen: "Die sind später dran, obwohl sie die Rennen sogar kürzen?" Tja, eine gute Organisation sieht eben anders aus. Man habe die Schwierigkeit des Kurses unterschätzt - juhu! Wenn ich das schon hören muss. Ich - als Anti-Kletterer!

Irgendwann hieß es "noch 5 Minuten". Okay. Wir stellen uns alle auf. Aus 5 werden 10, aus 10 werden 20 und irgendwann wohl 30 Minuten. Die anderen Fahrer regten sich halt auch schon zwischendurch auf, sprachen von "Verarsche" und so. Dann kamen zwei Fahrer angefahren, die zwischenzeitlich beim etwas weiter oben vom Start liegenden Ziel mit den "Chefs" waren. Und siehe da: Man hatte uns vergessen! Wie witzig! Dann ging alles sehr schnell.

Ich kannte den Kurs und die Kurven nicht. Da knallt man sich nicht voll in die Kurven, obwohl das eigentlich gut ging. Was dann gar nicht gut ging, war die erste richtige Steigung. Die kam direkt nach einer Kurve, wodurch ich nicht rechtzeitig aufs mittlere Kettenblatt schalten konnte. Eine Katastrophe! Mit einer ganz dicken Mühle kämpfe ich mich also wie Dirk Müller hoch und bin sogar noch irgendwie dran am Hauptfeld. Dann folgt eine Abfahrt, in der ich eine Kurve auch viel zu schnell ansteuerte. Es war leider nicht vorher einzusehen, dass die doch so scharf sein würde. Ich konnte dank meiner besser werdenden Kurventechnik aber gerade so ... naja ... die Kurve kratzen. Am Ende der Abfahrt dann eine Spitzkehre im wahrsten Sinne des Wortes! Zudem sehr eng. Man musste ganz stark runterbremsen und gleich danach war schon wieder klettern angesagt. Aber das endet nicht - im Gegenteil! Es wurde sogar noch viel steiler! Ich schaffte es dann nicht, aufs kleine Kettenblatt zu schalten - und plötzlich musste ich absteigen. Solche Anstiege kenne ich aus dem Training gar nicht! Ich brauche normalerweise nie das kleine Kettenblatt und Absteigen muss ich erst recht nicht. Die Steilheit an dieser Stelle schätze ich auf mindestens 20 Prozent. Aber nach etwas Schieben stieg ich wieder auf. Ging aber stetig steil weiter.

Irgendwann ging es dann in einer Abfahrt nach Beierfeld hinunter. Ich kam dabei mit einem U17 Fahrer ins Gespräch, den ich aufgerollt hatte. Er war in seinem Rennen auch hoffnungslos abgeschlagen. Ach ja, durch das Absteigen war ich natürlich auch endgültig weg vom Fenster, also vom Hauptfeld. Die Abfahrt war aber geil, ich lehnte mich sogar vorne übern Lenker. Ich fuhr ohne Tacho, aber ich kam sicherlich auf über 70 Sachen. Am Zielanstieg, der im Verhältnis zu den anderen Steigungen als flach und kurz zu bezeichnen war, redete ich nochmals etwas mit dem U17 Fahrer und fuhr ihm dann ungewollt davon. Im Video fiel mir auch noch auf, dass ich am Zielanstieg zunächst von einem Hobbyfahrer überholt wurde, ihn aber ebenso wie den U17-Fahrer vor der Kuppe meinerseits überholen konnte. Auf in die zweite Runde, wo das mit dem Schalten etwas besser klappte. In der einen gefährlichen Kurve hatte ich dann zwar kein Problem mehr, sah aber einen Krankenwagen und einen Hobbyfahrer mit bandagiertem Knie am Rand stehen. Bei der krass steilen Steigung klappte es erneut nicht mit dem Schalten und ich musste wieder etwas schieben! Am Ende war ich dann froh, das Rennen wenigstens beendet zu haben - und erkannte einen weiteren Hobbyfahrer deutlich hinter mir.

Was für ein Chaos! Eine Ergebnisliste wurde auch nicht präsentiert - ob sie noch auftaucht, wage ich zu bezweifeln. Wir waren 29 Fahrer am Start, mindestens einer war gestürzt und mindestens zwei fuhren hinter mir ins Ziel. Also wurde ich mindestens 26. und bevor ich überhaupt wusste, wieviele Fahrer teilnehmen würden, hatte ich ja Platz 26 als Minimalziel angepeilt. Im offiziellen Ergebnis bin ich sogar auf Rang 23 - nur darf man offizielle Ergebnislisten nie für bare Münze nehmen, vor allem bei einer solch chaotischen Organisation. Da der Kurs wesentlich steiler war als angenommen, kann ich schon irgendwie damit leben. Ich habe mich durchgebissen, weiß aber auch, dass ich bei solch einem steilen Kurs nie wieder mitfahren werde. Das ist einfach nicht meine Welt. Am Ende fragte mich ein kleiner Junge übrigens noch nach einem Autogramm. Ich sagte, dass ich nur irgendein Hobbyfahrer sei, aber er wollte dennoch eines. Okay, also gab ich ihm eines. Mal sehen, ob es irgendwann was wert sein wird, hehe.

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