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Meine
Radsport-Geschichte
2007
Tour
de Hesselberg, Juli 2007
Mit
der persönlichen Zielsetzung mit dem Hauptfeld anzukommen, unter
den besten 50 und in der AK-Wertung unter den besten 20 sowie dem Ziel
mit Team Optime, bei denen ich als Gastfahrer am Start war, Platz 3 in
der Team-Wertung zu erreichen, fuhr ich nach Wassertrüdingen. Die
Stimmung war nicht die beste, da ich die Tage zuvor von der Streichung
meines zweiten Saison-Highlights erfahren musste.
Zuallererst: Der Starter-Beutel war besser als beim Telekomiker-Rennen
in Fürth. Es gab nicht zum x-ten Mal eine Trinkflasche oder sonstige
Scherzartikel, sondern immerhin 1 Duschgel, 1 Haar-Shampoo (mit polnischer
Beschriftung!?!), 1 Deostift und einem Tour-de-Hesselberg-T-Shirt. Vor
allem das T-Shirt riss natürlich die Startgebühr von 23 Euro
im Vergleich zu dem Telekomiker-Jedermannrennen raus.
Die Jungs von Team Optime - Michael Geisenberger, Ricardo Klotz und Rickard
Strandh - hatten gegen 12 Uhr immer noch die Ruhe weg. Ich ging ja eigentlich
davon aus, dass man sich zum Warmfahren einmal die ganze Strecke ansieht.
Von der Distanz her wäre es optimal gewesen und vor allem die Kurven
hätten mich halt auch interessiert. Es war dann schon 12:15 Uhr und
dann wurde auch klar, dass man eine komplette Streckenbesichtigung gar
nicht im Sinn hatte. Naja. Würde schon irgendwie ein Schuh draus
werden ...
Beim Start hatte sich das Easygoing meiner heutigen Teamkollegen schon
auf mich übertragen und wir kamen geschlossen fast als die Letzten
zur Startaufstellung, standen also hinten. Ich laberte dort etwas mit
einem Fahrer neben mir - nicht das letzte Aufeinandertreffen mit ihm,
wie sich noch zeigen sollte. Nach dem Start ging es gleich gewohnt rasant
los und ich versucht in "Kraxler"-Manier mich links nach vorne
zu arbeiten. Das klappte so halbwegs bis zu einer Stelle, wo ich dann
wirklich gleich GANZ nach vorne kam, hehe. Dort sah ich auch, dass sich
zwei Fahrer vom Feld abgesetzt hatten. Das genügte mir erst mal als
Ausblick und ließ mich wieder zurückfallen, wobei mich natürlich
niemand reinlassen wollte. Zum Glück kam dann Geisi er ließ
mich dann rein. Das ist der nicht unwesentliche Vorteil eines Teams, so
was würde ich mir natürlich in jedem Rennen wünschen. Danach
ging das Tempo aber erst mal nach unten.
Die Steigungen waren bei weitem nicht so schwer wie auf dem Höhenprofil
eingezeichnet. Es ging alles recht locker, doch dann bekam ich plötzlich
Seitenstechen, was ich noch nie in einem Rennen hatte und nur zweimal
im Training seit ich mir vor 2 Jahren ein Rennrad gekauft hatte. Kurz
darauf gab es großes Geschrei und Gebremse bei einer Kurve in einem
Dorf. Weiß nicht genau, was passiert ist. Scheinbar wollten die
ersten Fahrer geradeaus weiterfahren oder so. Quietschende Reifen und
so. Der letzte Anstieg sollte dann übrigens doch noch etwas sein,
wo ich ganz schön zu beißen hatte - aber auch das ging noch
gut der ersten der drei zu fahrenden Runden.
Die zweite Runde ging dann viel lockerer an. Als wir dann hinter Röckingen
auf einer schönen breiten Straße etwas gemächlicher unterwegs
waren, kam es dann zum ersten Sturz im Feld. Einige wichen auch in die
Wiese aus, ich selbst kam eigentlich relativ gefahrlos vorbei. Zwei oder
drei Fahrer sah ich liegen. Kein Vergleich zu dem 20- bis 30-Fahrersturz
in Fürth. Etwas später hatte ich dann wieder an der gleichen
Stelle wie in der ersten Runde Seitenstechen - was ging heute nur?!?!?
Der letzte Anstieg wurde auch schon deutlicher schwieriger und es riss
ein kleines Loch, aber das wurde in der Abfahrt locker wieder zugefahren.
Das Hauptfeld war bis zu diesem Zeitpunkt wohl schon von den ursprünglich
ungefähr 160 Fahrern auf 50 geschrumpft. Rickard musste an der "mittleren"
der drei "größeren" Steigungen der Runde abreißen
lassen und gab das Rennen dann sogar nach der 2. Runde auf - also lag
das Ergebnis für die Team-Wertung nun in den Händen von Geisi,
Ricardo und mir.
Die zwei Ausreißer waren mittlerweile wieder gestellt und es passierte
zunächst nicht viel auf der 3. Runde. Mir war aber schon klar, dass
ich am letzten Anstieg Probleme bekommen würde, also wollte ich zwischen
dem "mittleren" und dem letzten was probieren. Zwei Fahrer nutzten
den Abschnitt auch um sich abzusetzen, ich selbst konnte da sicherlich
nicht gleich mitgehen, weil das Tempo generell angezogen hatte. Als die
zwei aber weg waren, ging das Tempo wieder etwas runter und gleichzeitg
fuhr ich links recht stark im Wind. Da eine Abfahrt folgte, trat ich einfach
mal an. Wenn ich schon Wind abbekomme, dann ruhig von ganz vorne. Denn
wie heißt dieses Motto, das ich so toll finde? "Lieber vorne
verrecken als sich hinten zu verstecken." Und so war ich für
einige Zeit an Dritter Stelle liegend im Rennen.
Kette
also rechts, Top-Speed 70.3 km/h - aber ich merkte schon, dass wohl das
Feld gleich mitging. Der Abstand zu den beiden Ausreißern wurde
auch nicht unbedingt kleiner, aber ich zog das dennoch durch. Notfalls
einfach nur wegen der Team-Wertung, dachte ich mir - die zwei dort vorne
sollten einfach nicht durchkommen. Es kam dann wieder die kritische Kurve
aus Runde 1, die ich volle Kanne anfahren wollte. Dummerweise verschätzte
ich mich und die Kurvenbiegung war dann doch noch 10 bis 20 Meter länger
als ich dachte. In der Gruppe sind wir die Kurve halt nur sehr langsam
gefahren und schon hatte ich ein falsches Bild, was fast mit einem Sturz
endete. Ich fuhr ganz knapp an die Bordsteinkante und musste auch am Hinterrad
bremsen - KACKE! Schwung weg, beim ersten Tritt merkte ich gleich "Junge,
das hältst du nicht mehr durch" und schaute mich um. Zu meiner
Überraschung war da sogar noch ein Loch, ich hatte mich irgendwie
trotz des Verbremsers etwas abgesetzt, weil die anderen die Kurve scheinbar
deutlich langsamer angefahren sind. Aber gut, wie auch immer man es drehen
und wenden mag - die Aktion war leider verpufft. Aber ich musste einfach
mal was probieren - 73 km nur mitrollen bringt es ja schließlich
auch nicht! Und ganz davon abgesehen: Mal etwas zu attackieren war einfach
geil!!!
Ich hatte mittlerweile Magenkrämpfe bekommen. Am letzten Anstieg
dann machte auch der rechte Oberschenkelmuskel zu, ich konnte nicht mehr
im Sitzen hochfahren! Also raus ausm Sattel und den ganzen Anstieg im
Stehen - zum Glück war es halt im Endeffekt nur eine "Welle",
richtige Anstiege hatte die Runde ja nicht. Dennoch riss eine Gruppe von
knapp 10 Fahrern ab und ich war dann meinerseits nochmal so 10 bis 20
Meter hinter dieser Gruppe. Das Rennen schien vorbei, aber in der Abfahrt
versuchte ich nochmal alles. Von Krämpfen geplagt wurde mein Einsatz
auch belohnt, da das Hauptfeld an Tempo rausnahm.
Der Zielsprint stand an und mir war klar, dass der eigentlich schon vor
der engen Zielkurve entschieden werden würde. Ich erwischte auch
gleich ein Hinterrad, das sich gerade schön nach vorne arbeite, doch
da scherte ein Fahrer ganz krass zur Seite aus, was fast zu einem Massensturz
führte. Der Fahrer vor mir nahm dann leider auch raus, aber ich fuhr
an ihm vorbei und war dann wohl so ungefähr an Position 20 bis 30.
Aber wir waren dann einfach zuviele Fahrer nebeneinander, alsdass wir
schnell durch die Zielkurve hätten fahren können. Allgemeines
runterbremsen und erneutes Antreten. Aber auch der Zieleinlauf war dann
nicht mehr breit genug um noch sicher überholen zu können. Schade.
Bis auf die Zielankunft hatte man nämlich wirklich breite Straßen
und es war ein schöner Kurs. Aber ist halt dann einfach so, dass
der Zielsprint schon vor der Zielkurve entschieden wird - und da war ich
eben schon etwas zuweit hinten. Wenn man aber bedenkt, dass ich schon
relativ weit abgeschlagen war, so kann ich mit der Endplatzierung doch
noch ganz zufrieden sein.
Der Fahrer, der am Start neben mir stand, war übrigens auch im Hauptfeld
vertreten. Ich fuhr sogar mal direkt neben ihm in der dritten Runde, so
nach dem Motto "Was denn? Hat das Rennen schon angefangen?"
Schon lustig, dass man bei 160 Fahrern nach über 50 km wieder den
Fahrer neben sich hat, den man schon am Start neben sich hatte. Leider
funktionierte bei ihm der Transponder nicht richtig. Er wurde mit mehreren
Minuten Rückstand gewertet und wohl so 20 Plätze schlechter
eingestuft auch dadurch. Und obwohl es auch eine Zielkamera an, ließ
man ihn dort - obwohl er Protest eingelegt hatte. Im inoffiziellen Ergebnis
stand ich übrigens auf 21 und in der AK-Wertung auf 3 - ich war total
happy! Konnte kaum glauben, dass ich nun auch noch eine Ehrung erhalten
würde. Aber Geisi fehlte komplett in der Liste. Das Ergebnis wurde
aber doch noch überarbeitet und anhand der Zielkamera hat man zwar
den Fahrer, der am Anfang neben mir stand, weiterhin falsch platziert,
aber scheinbar wurden alle Fahrer, deren Transponder gar keine Zeit übermittelt
hatten, doch noch der Zielkamera gemäß eingeordnet. Das ist
nicht wirklich konsequent, meine Herren! Ändert aber nix daran, dass
Platz 3 in der AK-Wertung einfach zuviel des Guten für mich gewesen
wäre heute. Mit den Krämpfen kann ich froh sein, dass ich meine
persönliche Zielsetzung von vor dem Rennen deutlich übertroffen
habe.
Ricardo wurde übrigens Vierter und in seiner AK Erster. In der Team-Wertung
waren wir leider um Haaresbreite nur Vierter. Sogesehen also doppeltes
Pech für mich. Die Aussicht auf zwei Medaillen, aber am Ende wurde
es nur Team-Blech. Man muss aber auch sagen, dass die Einzel-Medaille
wirklich zuviel des Guten gewesen wäre, die Team-Medaille hingegen
hätten wir uns schon verdient, finde ich. Das Leben kann manchmal
so grausam sein. Wir haben das Team-Podium wirklich nur denkbar knapp
verpasst.
Aber gut. Schönes Rennen, nächstes Jahr bin ich wieder dabei.
Machte auch wieder Spaß, dass man am Ende noch für die Team-Wertung
fighten konnte, obwohl die Einzelplatzierung schon nicht mehr von Belang
war. Team-Wertungen machen mir einfach Spaß und das hätte ich
gerne bei mehreren Rennen - auch wenn ich mir dann jedesmal erst ein Team
suchen müsste. Bin ja wieder als einsamer RSG-Wolf am Start gewesen.
Das Ergebnis ist übrigens auch umso wertvoller, alsdass so einige
C-Fahrer vor mir waren. Man weiß halt leider nicht genau, wer nun
Lizenz- oder Hobbyfahrer war, aber so oder so war das heute schon ein
Zeichen, dass ich nächstes Jahr in der C-Klasse nicht total untergehen
dürfte. Irgendwie kann ich da schon mithalten. Notfalls zu Rennbeginn
schon sinnlos Attacken starten, getreu einem gewissen Motto ;)
Offizielles
Endergebnis - Einzel |
Platz |
Fahrer |
Team |
Zeit |
1 |
Schäble,
Andreas |
RSV
Nattheim |
01:48:34 |
2 |
Fiegl,
Tobias |
Team
Guttenberger+Partner |
01:48:34 |
3 |
Glanzner,
Michael |
Langnese-Odenwaldquelle
|
01:48:39 |
4 |
Klotz,
Ricardo |
Team
Optime Radsport e.V. Pähl |
01:48:40 |
5 |
Kraus,
Bernd |
RSV
Nattheim |
01:48:41 |
6 |
Hauser,
Holger |
Concordia
Strullendorf |
01:48:41 |
7 |
Klinkmüller,
Dirk |
Team
Guttenberger+Partner |
01:48:41 |
8 |
Heger,
Torsten |
RSV
Nattheim |
01:48:41 |
9 |
Bosch,
Tobias |
RSV
Nattheim
|
01:48:41 |
10 |
Franke,
Oli |
|
01:48:42 |
... |
... |
... |
... |
25 |
Jakesch,
Andy |
Team
Optime Radsport e.V. Pähl |
01:48:44 |
42 |
Geisenberger,
Michael |
Team
Optime Radsport e.V. Pähl |
01:48:49 |
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