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Meine Radsport-Geschichte 2010

Kirtarennen Dingolfing, Oktober 2010

Das Kirtarennen in Dingolfing ist der traditionelle Abschluss der Straßensaison in Bayern. Bis 2008 handelte es sich dabei um ein Hobbyrennen, 2009 wurde es zum Jedermannrennen ohne Einschränkungen. Und so fanden sich neben den sonstigen Hobbyfahrern auch Lizenzfahrer, teilweise sogar A-Fahrer ein. Das Wetter war allerdings schon richtig mies, was einen Trend bestätigte. 2006 nahm ich erstmals teil und man hatte eigentlich noch gutes Wetter. Klar, der Wind war etwas frisch, aber ansonsten konnte man es noch als gelungenen Saisonabschluss bezeichnen. 2007 wurde es schon etwas kälter, blieb aber wenigstens noch trocken. 2008 musste ich wegen Lizenz passen, 2009 war es saukalt und total nass.

Dieses Jahr sah der Wetterbericht nicht so gut aus, aber die Straßenverhältnisse bei der Anfahrt machten Mut auf ein trockenes Rennen. Wenige Kilometer vor Dingolfing wurden die Straßen dann aber plötzlich doch nass - super! Die Temperaturen waren etwas höher als im Vorjahr, aber dennoch musste man sich fragen, warum das Rennen immer so spät stattfindet. Es gibt im ganzen Oktober keine anderen Rennen mehr - wieso also muss man immer bis zum dritten Oktoberwochenende warten, wenn man doch eigentlich ganz genau wissen müsste, dass sich das Wetter ab Mitte Oktober immer deutlich verschlechtert? Was ich dazu im Laufe der Zeit rausfinden konnte: "Kirta" ist scheinbar die Dingolfinger Bezeichnung für eine "Kirchweih". Für alle Nicht-Bayern sei auch dieser Begriff erklärt: Es handelt sich um einen Rummel bzw. um ein Dorffest.

In Bayern werden viele Rennen (in der Regel Kriterien) mit dem Termin des jeweiligen Dorffests kombiniert. Sinn und Zweck dieser Kombination ist nur in Ausnahmefällen zu erahnen. So verläuft der Rennkurs in Altdorf z.B. direkt am Festplatz und zieht dadurch auch zusätzliche Zuschauer vom Fest an. Beim Gartenstadt-Kriterium in Bamberg ist das Festgelände auch nicht weit entfernt. In Strullendorf fiel mir dieses Jahr beim Ausfahren erstmals zufällig auf, wo dort das Festgelände ist - weit genug weg von der Rennstrecke. Und das ist in Dingolfing nicht anders. Das Festgelände dieser "Kirta" (was also doch keine Abkürzung für Kindertagesstätte ist) ist gut versteckt und fern ab des Rennkurses, weshalb man die terminliche Verlobung von Rennen und Fest eigentlich nur als sinnlos bezeichnen kann. Es würde überhaupt nichts schaden, wenn man das Rennen auf das erste Oktoberwochenende vorverlegen würde. Vor allem bei der "Kirta" würde das niemanden stören - es würde niemandem auffallen!

Jedenfalls war ich im Gegensatz zum Vorjahr früh genug da, um erst mal ganz locker die Nummer zu holen und mich wieder ins Auto zu setzen. Ich habe dann lieber noch eine Kleinigkeit gegessen und mit einer Mischung aus Staunen und Ersetzen ein Rudel ... äh ... eine Herde ... ach, ne ... wie nennt man einen Haufen Hühner?!? Also, ich habe jedenfalls einen ganzen Haufen Hühner dabei beobachten müssen, wie die Viecher direkt am Start nach Futter suchten. Tja, so was kann auf einem Dorf schon mal vorkommen, nehme ich an ...

Ich schlug jedenfalls noch etwas Zeit tot, denn bei den überfluteten Straßen hatte ein zu frühes Warm- bzw. Nassfahren keinen Sinn. Ich fuhr dann im Endeffekt gut eingepackt eine Dreiviertelstunde vor Rennbeginn los, um den Kurs zwei Mal abzufahren und mich etwas auszuwärmen. Das klappte auch optimal. Danach zog ich noch die überflüssige Kleidung aus und wechselte Schuhwerk und Socken von nass auf trocken. Ich kam auch wenige Minütchen vor Start zur Startaufstellung, was aufgrund der gegebenen Witterungsverhältnisse auch genau richtig war. Wieso sollte man sich schon zu früh aufstellen und abkühlen? Tja, das hätte ich das fast komplette Feld fragen können - die standen nämlich schon fast alle da! Kollege Michael Geisenberger hatte beim Warmfahren Reifendefekt, aber keinen Ersatz dabei. Dennoch wurde der Start wegen ihm dann noch um einige Minuten verschoben, um sicherzustellen, dass nach Möglichkeit nicht nur die "Früh-Startaufsteller" wieder abgekühlt sind, sondern auch die berechnenderen Fahrer wie meine Kalkuliertheit. Michael half das aber alles nichts, denn er hatte die falsche Herstellermarke als Hinterrad, weshalb ihm niemanden aushelfen konnte.

Als der Countdown zum Start endlich erfolgte, bewegte ich mich links von hinten nach vorn. Links war dieses Jahr viel Platz, denn im Gegensatz zu den Vorjahren durften wir diesmal nicht die ganze Straßenbreite bei der Startaufstellung nutzen. Wir mussten Platz für den Autoverkehr lassen. Ich war dann auch nicht ganz so dreist, mich wirklich in Reihe 1 vorzumogeln, sondern parkte in Reihe 2 - was ein Fehler war. Beim Start zog der Fahrer vor mir gleich mal gekonnt nach links rüber. Da die Straße geradeaus verlief, fragte ich mich natürlich, wo er denn hinwollte (links waren nur ein Fußgängerweg und eine Hauswand). Aber mit solchen Besoffenen rechne ich ja bei jedem Start, weshalb ich reagieren und vermeiden konnte, dass der mich gleich am Start über den Haufen fährt.

Abgesehen von dem Schlangenlinienfahrer gab es kein Problem und ich konnte gleich wie geplant nach vorne schießen. Ich zog gleich richtig schön an und merkte, dass ich mindestens zwei Mitfahrer hatte. Ich ging übergab dann kurz vor dem Ortsausgang auch gleich die Führung und verschaffte mir einen Überblick über die Rennsituation. Das Feld war gleich schön in die Länge gezogen, aber hielt den Anschluss - eine frühe kleine Ausreißergruppe wollte man leider nicht entstehen lassen. Schade, aber es war ja noch nicht viel passiert. Ich hatte meinen Körper auf Temperatur gebracht und rollte nun erstmal wieder locker im Windschatten des Feldes mit. Die Abfahrt war bei der Nässe natürlich gefährlich, zumal die Strecke bekanntlich nicht für den Straßenverkehr gesperrt ist. Man fährt solch eine Abfahrt also bei einem Rennen, wo es nur um die goldenen Ananas geht, eher vorsichtig runter. Dachte ich zumindest. Dass dieses Jahr überwiegend Lizenzfahrer am Start standen und man dadurch eigentlich ein Lizenzrennen hatte, merkte ich dann eben auch gleich in der Abfahrt, weil einige Fahrer ihr Hirn ausschalteten und trotz der schwierigen Straßen- und Verkehrsverhältnisse zu Überholmanövern ansetzen. "Vorsicht!" schrie einer dieser Kamikaze-Fahrer sogar noch von hinten. "Ja, dann fahr halt vorsichtig, du Spinner", dachte ich mir.

Eigentlich hatten die Hobbyfahrer dem Rennen in den letzten Jahren einen gewissen Rennverlauf aufgedrückt. Es wurde grundsätzlich erst am Anstieg Ende der ersten Runde voll gefahren. Davon ging ich auch diesmal aus, aber da zahlreiche "Neulinge" aus dem Lizenzbereich am Start waren, wurde dieses Jahr auch völlig anders gefahren. Nämlich so unberechenbar, wie ich es auch von Lizenzrennen kenne. Aus irgendeinem Grund wurde nämlich nach der Abfahrt im flachen Teil Kampftempo gefahren - bis zum Anstieg! Ich glaubte kaum, dass wir einen Schnitt von über 40 hatten. Da das Rennen in den Vorjahren am Anstieg immer nochmal schneller wurde, rechnete ich mir von vornherein nicht mehr viel aus und wollte nur so ruhig wie möglich den Anstieg hoch fahren. Und genau das klappte auch ganz gut, denn das Feld fuhr nun generell recht ruhig den Anstieg hoch. Dadurch kam ich mit dem Feld mit, aber auch die meisten Fahrer des Feldes. Ein so großes Hauptfeld nach der ersten Runde habe ich beim Kirtarennen noch nie erlebt!

Dennoch verbockte ich die "Kuppe" abermals etwas und fuhr dann doch einiges im Wind dem Feld hinterher, schaffte das diesmal aber. In der 2. Runde kam ich dann noch einen Deut lockerer am Anstieg mit und ließ gar kein Loch. In der Abfahrt wollte ich mich wieder auf keinerlei Harakiri-Aktionen einlassen, also fuhr ich am Ende des Feldes runter. Ich hätte trotz des hohen Tempos im Flachen in der 1. Runde nicht gedacht, dass das Feld nach der Abfahrt auseinanderbrechen könnte - und das war dieses Jahr ein krasser Denkfehler! Nach der Abfahrt musste ich zunächst an einigen Fahrern vorbeiziehen, die ein erstes Loch nach vorne gelassen hatten. Als das getan war, fiel mir gleich ein weiteres Loch auf - ouhauerha! Ich versuchte dann zwar weiter zu drücken, aber 10 bis 15 Meter vor mir sah ich nur das Ende einer extrem in die Länge gezogenen Perlenkette. Das war jetzt fast wie bei einem Kriterium! Ich konnte das Loch ums Verrecken nicht zufahren. Zusammen mit einem Fahrer des RSC 88 Regensburg fuhr ich dann zwar einen weiteren 88er auf, aber das nützte ebenso wenig wie das vorherige Zufahren eines Lochs, da auch dieser Fahrer seinerseits ein Loch von mehreren Metern zum Feld gelassen hatte. Der Zug war nun endgültig abgefahren und ich muss mich für das dritte Bewältigen des Anstiegs sammeln.

Das Trio mit den beiden 88ern und mir rollte dann einen Fahrer im optisch auffallenden (und gefallenden) Trikot von forice Dachau auf, der bei seiner Führungsarbeit im Flachen ein Motorrad oder Moped (irgendwas stinkendes mit Motor) als Windschatten missbrauchen wollte. Mir schmeckte das nicht. Zum einen ist es unsportlich, zum anderen ungesund. Ich hatte aber noch einen 88er als Puffer dazwischen, weswegen ich den Benzingestank nicht einatmen musste. Nach der langen Geraden und der Kurve war das Gefährt leider immer noch vor uns unterwegs. Ein 88er übernahm jetzt die Führung und klebte auch gleich an dem motorisierten Gefährt dran. Da ich jetzt an zweiter Position etwas zu nah am Auspuffgestank dran war, stiegen die ungesunden Dämpfe in meine Nase, weshalb ich etwas Abstand nahm. So etwas ist mir echt zu blöd. Wegen so etwas mach ich mir doch die Gesundheit nicht kaputt! Allerdings fuhr dann der andere 88er an mir vorbei und der vordere 88er gab das Auspufflutschen am motorisierten Gefäht auch auf. Jetzt konnten wir endlich wieder zur Tagesordnung übergehen - es lief schließlich gerade ein Radrennen, oder? An der Steigung schaltete ich dann recht früh auf meine kleinste Übersetzung runter und stiefelte mit gleichmäßigem Rhythmus hinauf. Zunächst fuhr ich dadurch etwas schneller als meine Wegbegleiter, aber im flacheren Abschnitt setzten sie sich dann wieder vor mich. Aber wohl gemerkt: Ich fuhr durchgehend mit der kleinsten Übersetzung einen möglichst gleichmäßigen und somit wirtschaftlichen Rhythmus. Meine Wegbegleiter hinterließen also einen etwas "unrunden" Eindruck auf mich, was mir generell Mut machte. Ich schlussfolgerte daraus, dass sie im Finale ein paar Körner weniger als ich haben sollten.

Die vierte und fünfte Runde verlief im Wesentlichen unspektakulär. Am Ende der fünften Runde ließ der forice-Fahrer abreißen und wurde dann vom Feld des zweiten Rennens, das 5 Runden fuhr und somit Zieleinfahrt hatte, geschluckt. Mag sein, dass das ihn neben dem hohen Verkehrsaufkommen an diesem Tag zusätzlich irritierte und er dachte, dass das Rennen vorbei sei - denn er beendete das Rennen nach der 5. Runde, was ein DNF für ihn bedeutete. Ein Betreuer (?) der 88er rief den Fahrern übrigens zu, dass einer von drei illegalen A-Fahrer nur noch 20 Sekunden vor uns liegen sollte. Ich konnte das kaum glauben und tat auch gut daran, denn das waren wohl "bayrische 20 Sekunden", die in Wirklichkeit ungefähr eine Minute gewesen sind. Jedenfalls wunderte ich mich, was dieser Zuruf sollte und wie die beiden 88er reagieren würden. Eigentlich hätten sie jetzt das Tempo verschleppen und mich abwechselnd attackieren müssen. Stattdessen aber schienen die ihren eigenen Fahrer noch einholen zu wollen. Die Taktik muss man mir mal erklären.

Die Runde verlief also ohne Spielchen und ich führte die Gruppe mit einer letzten Führung noch über die Brücke vor dem Zielanstieg, ehe ich die Führung abgab. Sobald ich mich wieder an dritter Position eingereiht hatte, schaltete ich gleich hoch und sprintete los - meine bewährte Taktik. Zu meiner Überraschung reagierten die beiden 88er gar nicht. Ich fuhr dann normal weiter, drehte mich um und sah immer noch keine richtige Reaktion. Im Steilstück ging es raus aus dem Sattel und ich erhielt schon die Gewissheit, dass es reichen würde. Um die Zielkurve rum sah ich dann noch den illegalen A-Fahrer, aber er hatte noch genug Polster. Wäre das Ziel 50 Meter weiter hinten gewesen, hätte ich ihn vielleicht noch abgefangen, aber man muss auch sagen, dass er nur noch sehr unmotiviert ins Ziel gurkte. Hätte er gewollt, hätte er nochmal anziehen und mich auf Distanz halten können, also ist es egal, wo das Ziel war. Ich kam knapp hinter einem A-Fahrer an und hatte mich aus meiner Gruppe heraus deutlich durchgesetzt - positiver Schlusspunkt für die Saison!

Mein Stundenmittel lag bei 36,9 km/h und die Zeit bei ca. 58:30, wodurch ich eeeeeendlich unter 59 Minuten geblieben bin. Der Top-Speed lag bei gerade mal 55,6 km/h, aber in der gefährlichen Abfahrt bei Regenwetter wollte ich als Hobbyfahrer einfach nicht mehr riskieren. Musste ich als Hobbyfahrer auch nicht. Das Verkehrsaufkommen war in diesem Jahr aber echt übel. Man fährt zwar nicht direkt in Dingolfing, sondern "aufm Lande" drum herum, aber dennoch kann man das Rennen eigentlich nicht so durchführen wie bisher. Sprich: Die Streckenabsicherung muss verbessert werden. Sonst passiert irgendwann doch noch was. Aber es muss ja nicht immer erst was Schlimmes passieren, damit man die notwendigen Schritte unternimmt, oder? Ich für meine Verhältnisse unternehme daher auch einen notwendigen Schritt und plane meine nächste Saison nur bis Ende September.

Offizielles Endergebnis
Platz
Fahrer
Verein/ Team
1
A-Fahrer
außer Konkurrenz
2
A-Fahrer
außer Konkurrenz
3
Sigi Neumeier
The Lowriders Kehlheim
4
Gerhard Fichtl
VfB Hallbergmoos
5
Markus Lachenschmidt
RSV Dingolfing
6
Patrik Wachter
Team Baier Landshut
7
Enrico Oglialoro
MT Melsungen
8
Christoph Lösche
Team Nutridual
9
Werner Müller-Schell
Team Nutridual
10
Christian Sacher
Team Nutridual
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16
Jakesch, Andy
RSG Vilstal

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