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Meine
Radsport-Geschichte
2007
Strullendorf,
Juli 2007
Ein
Jahr nach dem Überraschungserfolg beim GP in Strullendorf fand ich
mich wieder in der Nähe von Bamberg bei dem von der Concordia ausgerichteten
Kriterium ein. Dieses Jahr sollte es als echtes Kriterium mit 3 Sprint-Wertungen
ausgefahren werden und ich war erstmals mit meinem neuen Rennrad im Einsatz.
Zwar hatte ich immer noch einige Unsicherheiten ob der Kurvenlage des
neuen Rades und auch die ungewohnten neuen Übersetzungen (anderes,
feineres Ritzel mit 11er-Ritzel sowie 53 Zähne vorne), aber ich peilte
heute allen Ernstes den Sieg an. Immerhin fehlten letztes Jahr nur 4 Sekunden
auf Henry Thiel und da muss man die Messlatte schon mal nach oben legen
dürfen, oder?
Beim Warmfahren konnte ich leider nicht Thomas' ruhigen, schattigen Radweg
befahren, da die Ortsdurchfahrt durch eine Baustelle gesperrt war. So
fuhr ich zweimal zurück nach Hirschaid zum Kreisverkehr, was auch
ganz gut zum Warmfahren war - und im Kreisverkehr konnte ich mich auch
schön mit der Kurvenlagen beschäftigen. Mein Fazit war schon
zu diesem Zeitpunkt, dass die Kurvenlage wesentlich besser ist und die
Maschine in der Kurve auch besser steuerbar ist - bei der alten Maschine
war an Steuern in der Kurve ja kaum zu denken. Vor dem Rennen traf ich
auch noch Jan Scheibe, den ich zusammen mit Henry Thiel gleich als Hauptkonkurrenten
ausmachte, und Nino Vittoria, der 3 Wochen quasi nicht trainieren konnte,
weil er Nachwuchs erhalten hat.
Beim Warmfahren auf der Strecke konnte ich Kurve 4 auf den ersten beiden
Runden nicht voll anfahren (Verkehr!), also ging ich noch auf eine dritte
Einrollrunde - und schon war ich beim Start ganz hinten. Aber gut, bei
15 oder 16 Fahrern nicht gleich ein Beinbruch. In der Startaufstellung
dann gleich ein kleiner Strich durch meine Rechnung: Es gab alle 3 (!)
Runden Sprint-Wertungen! Meine schlichte Taktik hatte sich also mehr oder
weniger erledigt, aber ein Radrennen ist ja so oder so nicht wirklich
planbar.
Startschuss: Ich will mich natürlich gleich vorkämpfen, muss
aber schon um ein erstes Hindernis herumfahren, das nicht gleich ins Klickpedal
kommt. Liebe Leute: Einfach erst mal weitertreten, man kann auch WÄHREND
dem Fahren noch versuchen einzuklicken. Ein heißer Tip, den ich
nicht zuletzt durch meinen miesen Start in Lauf 2006 selbst erkennen musste.
Bei der nächsten oder übernächsten Pedalumdrehung klickt
man schon irgendwie ein. Aber das war nicht das einzige Problem bei meiner
Aufholjagd zu beginn: in der ersten Kurve bremste der Fahrer direkt vor
mir, womit ich schon fast auf der Schnauze lag. Aber das neue Rad hat
sehr starke Bremsen und ich reagierte wohl auch intuitiv richtig, es ging
sutzfrei weiter. Auf dem Video konnte ich erkennen, dass den Fahrer vor
mir keine Schuld für den Bremser traf, da ein waschechter Hobbyfahrer
die Kurve innen nahm und nicht so einlenkte, wie "wir Rennfahrer"
es gewohnt sind. Solange in Hobbyrennen alles, was ein Rad und einen Helm
hat, antreten darf, wird es immer wieder zu solchen Szenen kommen - und
diesen waschechten Hobbyfahrer kann man nicht den geringsten Vorwurf machen!
Ich sinnierte nach meinem allerersten Hobbyrennen auch schon mal darüber
nach, ob es nicht sinnvoll wäre, die Hobbyklasse in zwei weitere
Klassen zu unterteilen - aber das wäre zuviel des Idealismus. In
Hobbyrennen findet man von waschechten Hobbyfahrern bis hin zu ehemaligen
A-Klasse-Fahrern so gut wie alles. Das macht eben auch den Charakter eines
solchen Rennens aus.
Es ging also weiter. Ich weiß nicht mehr, in welcher Runde genau,
aber einmal drohte in Kurve 4 (Zielkurve) der Fahrer direkt vor mir zu
stürzen, weil er zu früh wieder in die Pedale trat. Er kam mit
dem Pedal auf der Straße auf und zuckte kurz - zum Glück konnte
er sich auf dem Rad halten, da ich sonst wohl auch zu Fall gekommen wäre.
Beim ersten Sprint in Runde 3 jedenfalls trat ein Fahrer in einem weißen
Schlabber-T-Shirt (!) am frühesten an und ich setzte nach. Der konnte
ziemlich gut durchdrücken und ich sah keine Chance, den noch zu holen.
Gleichzeitig zogen zwei Fahrer mit einem sehr guten Antritt aus meinem
Windschatten heraus an mir vorbei, aber wenigstens einen Punkt konnte
ich retten. Das beruhigte mich zunächst. Zudem wollte ich ja nicht
gleich im ersten Sprint mein gesamtes Pulver verschießen - vier
würden ja noch folgen!
Beim zweiten Sprint konnte ich mich leider nicht in eine passende Ausgangsposition
fahren und ging glaub von Position 6 aus auf die Zielgerade. Ich zog nur
kurz halbherzig an, merkte aber gleich, dass in diesem Sprint nicht mehr
viel zu holen sein würde und rollte mehr oder weniger gleich aus
- Kraft sparen war angesagt. Aber das ging auch nicht so leicht, da unserer
Spitzengruppe, die noch aus 7 Fahrern bestand, jetzt auseinanderbrach.
Henry Thiel vorne, Jan mit einem weiteren Fahrer dahinter, dann der "T-Shirt-Fahrer"
und dahinter versuchte meine Wenigkeit nicht den Anschluss zu verlieren.
Es rollte nach einer weiteren Runde auch alles mehr oder weniger wieder
zusammen, aber beim dritten Sprint sollte sich meine Taktik des dosierten
Krafteinsatzes langsam auszahlen. Ich fuhr den Sprint von vorne, Henry
schnappte sich gleich mein Hinterrad und zog dann auch vorbei. Aber immerhin
Platz 2, nachdem ich aus den ersten beiden Sprints ja nur einen einzigen
Punkt geholt hatte. Gleichzeitig verloren zwei Fahrer, u.a. der "T-Shirt-Fahrer",
jetzt den Anschluss.
Was dann geschah, konnte ich nicht so ganz verstehen. Ein Fahrer im Telekomiker-Shirt
fuhr in den wertungsfreien Runden fast alles von vorne. Irgendwie stand
der nicht auf Windschatten, da er auch in der Anfangsphase mal extra an
mir vorbeifuhr anstatt einfach an meinem Hinterrad in der Reihung und
somit im Windschatten zu bleiben. Bei den Sprints ging er meines Wissens
nach aus leer aus, weswegen der zurückgefallene "T-Shirt-Fahrer"
wohl sogar vor ihm gelandet sein dürfte am Ende. Einfach ein sehr
komisches Rennverhalten und sicher nichts, das Schule machen sollte. Also
vergessen wir das besser gleich wieder ;)
Beim vorletzten Sprint schnappte ich mir dann Jans Hinterrad und was dann
folgte, war etwas nicht alltägliches. Zunächst rutschte ein
Fahrer in blau aus seinem rechten Pedal, kurz darauf rutschte auch Jan
aus seinem rechten Pedal - und zwar so heftig, dass er fast gestürzt
wäre. Da ich nahe an ihm dran war, war das dadurch auch eine heikle
Situation für mich. Durch Jans Pech wurde ich dann noch Zweiter,
er aber immerhin noch Dritter. Ich zögerte zunächst für
einen Moment, ob ich an ihm vorbeifahre, aber da von hinten schon der
andere Fahrer, der aus dem Pedal rutschte, kam, zog ich den Sprint dann
doch lieber durch.
Danach fuhr dann wieder der Fahrer im Telekomiker-Trikot zwei Runden im
Wind (NICHT nachmachen, bitte!) und zu Beginn der Gegengeraden auf der
letzten Runde folgt ich dann der Devise "Lieber vorne verrecken als
sich hinten zu verstecken" und trat an. Nur Henry folgte mir unmittelbar
und ich wollte ihm dann aber den Sprint nicht wieder wie beim 3. Wertungssprint
anfahren - er war einfach besser im Sprint und wäre aus meinem Windschatten
locker vorbeigezogen. Also nahm ich etwas raus und fuhr nach innen, ich
Idiot! Letzte Woche in Puchheim erst habe ich noch gelernt, dass das dumm
ist und tu den gleichen Schwachsinn erneut! Ich konnte die vorletzte Kurve
dann aus Eigenverschulden nicht voll anfahren und ein kleines Loch zu
Henry entstand. Zum Glück war er aber der einzige, der meinen Antritt
auf der Gegengeraden voll mitging, weshalb ich einen Mini-Puffer nach
hinten hatte. Den Abstand zu Henry konnte ich dann nur noch halten, auch
weil meine Beschleunigung im Sprint einfach zu lahm war. An mehr Explosivität
muss ich für nächste Saison arbeiten, das steht mal fest! Immerhin
konnte ich mir noch den zweiten Platz vor Jan sichern.
Am Ende gewann Henry souverän mit 27 Punkten vor meiner Wenigkeit
mit 13 und Jan mit 11 Punkten. Hätte Jan beim 4. Sprint nicht das
Pech mit dem Pedal gehabt, hätten wir am Ende beide 12 Punkte gehabt.
Da aber die Platzierung des letzten Sprints bei Punktgleichheit zählt,
wäre ich also dennoch Zweiter geworden. Natürlich hätte
Jan beim 4. Sprint auch an Henry noch vorbeigehen können, er hatte
eine wirklich gute Geschwindigkeit drauf. Aber das ist alles Theorie.
Ich denke mal, dass mein Zweiter Platz in Ordnung geht. UND: Mein effizienter
Krafteinsatz war die richtige Taktik. Nachdem ich nach 2 von 5 Sprints
nur einen einzigen Punkt hatte, spurtete ich durch drei zweite Plätze
noch auf den zweiten Gesamtplatz. Der Rückstand zu Henry war aber
zu groß, weshalb im Finale vielleicht auch der allerletzte Biss,
die allerletzte Entschlossenheit fehlte. Doch selbst dann hätte ich
den Rückstand zu ihm nur noch verkürzt, wäre aber nicht
an mehr an ihm vorbeigekommen.
Tja, danach gab es erstmals bei einem Radrennen eine Siegerehrung für
mich. Zwei kleine Gratulantinnen übersah ich Esel dabei, weswegen
ich mal sagen würde: Zweiter in einem Radrennen zu werden ist leichter
als sich als Zweiter bei einer Siegerehrung auszeichen zu lassen, hehe.
Nino wurde übrigens noch Neunter, auch wenn er eine Runde Rückstand
hatte. Beim Gartenstadt-Kriterium in Bamberg werde ich Nino und Jan dann
wohl wieder sehen.
NACHTRAG:
Der Fränkische
Tag hat über das Rennen berichtet und meine Wenigkeit wurde auch
ganz kurz erwähnt. Guckst
Du! Im Wortlaut:
Im Hobby-Rennen setzte sich Seriensieger Henry Thiel (Bad Bevensen)
vor Andy Jakesch (RSG Vilstal) und Jan Scheibe (RSV Meiningen) durch.
Concordia-Boss Fischer kam hier auf Platz 10.
Offizielles
Endergebnis |
Platz |
Fahrer |
Verein |
Punkte |
1 |
Thiel
Henry |
MTV
Bad Bevensen |
27 |
2 |
Jakesch
Andy |
RSG
Vilstal |
13 |
3 |
Scheibe
Jan |
RSV
Blau-Weiß Meiningen
|
11 |
4 |
Riemer
Robert |
|
8 |
5 |
Passek
Martin |
|
7 |
6 |
Zenk
Sebastian |
TV
48 Erlangen |
|
7 |
Schmittlutz
Uli |
Team
Baier Mistendorf |
|
8 |
Schneider
Michael |
DJK
Gaustadt |
|
9 |
Vittoria
Nino |
|
|
10 |
Fischer
Thomas |
RMV
Concordia Strullendorf |
|
11 |
Schellhorn
Matthias |
TSV
Burgebrach |
|
12 |
Schlapp
Patrick |
|
|
13 |
Matthies
Regina |
MTV
Bad Bevensen |
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