Sport Website von Andy Jakesch

Meine Radsport-Geschichte 2008

Vogtland-Cup, Coschütz , August 2008

Nach meiner Erkrankung Mitte Juli und dem totalen Formeinbruch, fing ich Anfang August mit einem dreiwöchigen Intensiv-Programm an, um mir eine Notform anzutrainieren. Das Gewicht stieg durch meine Erkrankung um 3 Kilo an, da hätte ich durch das intensive Training eigentlich was abbauen müssen. Stattdessen ging ich sogar mit 3,5 kg zusätzlich in das Kletter-Spektaktel von Coschütz. Die Form fühlte sich wie Ende März, Anfang April beim Saisonstart an. Die Vorzeichen hätten besser stehen können, um es freundlich auszudrücken.

Mein letztes offizielles Saisonrennen. Nochmal alles geben - und vor allem durchfahren! Nur wer aufgibt, der verliert wirklich! Es wurde vorm Start auch nix von wegen "Aussichtslos zurückliegende Fahrer können aus dem Rennen genommen werden" gesagt, also stellte ich mich auf 13 Runden gleich 95 schwere Kilometer bei 30 Grad ein. Zwischen Runde 7 und 10 sollte eine Versorgung möglich sein, ich plante für dann mit einer dritten Flasche.

Start aus Reihe 1. Ich kam eigentlich gut weg, aber in der Mitte. Dadurch war ich zunächst eingeklemmt und konnte bei der ersten Attacke direkt nach der ersten Kurve nicht sofort nachgehen. Es dauerte bis zur zweiten Kurve, aber ich konnte dann doch noch rausfahren und zu den 4, 5 Ausreißern aufschließen. Einer davon war auch von Team Jenatec, also nix von wegen "Am Saisonende ist die C-Klasse schon ausgedünnt, weil alle guten Fahrer aufgestiegen sind" - nicht in dieser Saison, nicht bei diesen wenigen C-Rennen! Dummerweise ging das Tempo gleich wieder raus, als ich aufgeschlossen hatte. Aber wenn ich schon vorne dabei war, dann eben auch mal wieder für ein paar Meter als Führender des Rennens! Ich spannte mich also davor und trat mit normalem Tempo einige Meter. Dann ging ich raus und es wurde auch gleich übernommen. Das gesamte Feld war aber wieder geschlossen. Bis zum Fuße des Kuhberg konnte ich mich dann in der vorderen Hälfte auch behaupten und das Tempo war noch eher bescheiden. Kurz vor der Kuppe und der Abfahrt nach Reimersgrün dann KLACK KLACK KLACK KLACK KLACK KLACK KLACK KLACK ... innerhalb von 2 Sekunden blaste ein Dutzend Fahrer zur Attacke, weil jeder von vorne durch die Spitzkurve fahren wollte, die auch immer den Powerteil vor der Abfahrt zum Zieleinsteig einleitet. So einen Massenschaltung zwecks Massenattacke habe ich auch noch nicht erlebt. Ein anderer Fahrer musste dadurch lachen, ich dann auch. War schon lustig die Szene ... irgendwie ... wenn man so was noch nicht erlebt hat ...

Ich blieb einigermaßen dran und konnte auch am Anstieg einigermaßen hochfahren. Wir hatten einen Schnitt von knapp 39 km/h in der ersten Runde. Zum Vergleich dazu: im Hobbyrennen letztes Jahr hatte ich mit ca. 30 Sekunden Rückstand auf den Sieger nach 5 Runden einen Schnitt von 34 km/h. Ob meiner Notform und des hohen Gewichtes also durchaus erstaunlich, dass ich auch die zweite Runde im Feld fahren konnte. Dort attackierte ich dann meinerseits kurz vor der Kuppe vor Reimersgrün, aber merkte auch, dass die Verfassung nicht die beste war. Ich nahm wieder raus, wollte einfach nur nach vorne fahren. Vor der Kurve wurde ich aber fast ans Ende des Feldes durchgereicht, was ärgerlich war. Und dann ging es mir wie 2006: zwischen Runde 2 und 3 wurde das Loch zu groß und ich verlor den Abstand. Aber drei der insgesamt 56 Fahrer verloren schon eine Runde vorher den Anschluss, also abermals war ich nicht der Letzte. Nach 2 Runden war der Schnitt übrigens nur noch bei 37,5 km/h. Dabei kam mir die erste Runde eigentlich langsamer vor als die zweite.

Jetzt hieß es jedenfalls: Einzelzeitfahren! Ich fuhr diesmal keine zu dicken Gänge, das war schon mal gut. Am Anstieg kam ich sogar von Runde zu Runde etwas flotter hoch. Ich fuhr dann auch jemanden auf, aber der hatte mir dem Rennen schon abgeschlossen. Die Spitzenfahrer der U19 überholten mich auch - aber hinter ihnen dauerte es lange, bis endlich das Feld der U19 kam. Das wunderte mich auch nicht, denn die fuhren eine Art RTF. Zwar gingen sie erst an mir vorbei, aber eine Runde später legten sie eine Vollbremsung ein und plötzlich standen die einfach nur noch im Weg rum. Ich wollte mein Rennen, mein Tempo fahren - also fuhr ich vorbei. Sofort sprang einer an mein Hinterrad. Ich sagte noch "Ich gehöre nicht zu eurem Rennen, ich bin vom C-Rennen" - und der meinte "Ja, ich weiß". Okay. Warum klebst du dann an meinem Hinterrad?!? Ich bin ein abgehängter Fahrer der C-Klasse. Und dann hängst sich das komplette U19 Feld an mein Hinterrad. Das ist schon erbärmlich irgendwie. Bei der kurzen Welle hinter Reimersgrün zog ich wie in den Runden zuvor mit großer Übersetzung und stehend einfach drüber - und zack, schon war ein großes Loch gerissen. Danach nahm ich wie üblich raus und fuhr normal weiter. Und da fuhren auch die U19-Fahrer endlich wieder vernünftig, also an mir vorbei. Jetzt hatten sie endlich wieder Renngeschwindigkeit aufgenommen.

Ich nahm dann eine neue Trinkflasche auf und war am Anstieg etwas langsamer. Aber das wir mir egal. Ich fuhr halt mein Rennen. Die Runde drauf kam dann im Zielanstieg völlig unerwartet ein Einbruch. Die Lockerheit, mit der ich in den Runden zuvor hochgeklettert bin, war völlig weg. Auf der 9. Runde wurde ich dann auch von den 10 Spitzenfahrern überrundet. In der Kurve in Reimersgrün schoss dann einer der Fahrer geradeaus in den Graben, aber stürzte nicht. Er war halt nur von der Strecke und musste ein paar Meter aus dem Graben zurücklaufen. Insgesamt gut ausgesteuert. Mit einem Rennrad an so einer Stelle nicht zu stürzen, ist schon Akrobatik! Ich hörte noch, wie der Fahrer "SCHEEEEIIIISSSEEEE" schrie und fuhr zwischen ihm und der Spitzengruppe, die nicht auf ihn wartete. Gut, bei so einer Gruppengröße ist das wohl so, dass man dann eher nicht wartet. Dennoch: ich dachte mir, dass ich als moralischer "Punkt" zwischen der Gruppe und ihm bleibe. Er kämpfte sich dann auch motiviert an mich ran, konnte in der Abfahrt kurz Luft holen, weil ich dort sogar auch nochmal kurz vor ihn in den Wind gehen konnte - und dann fuhr er mit dem Schwung der rasanten Abfahrt im Anstieg wieder in die Gruppe zurück. Kann gut sein, dass es diese Runde war, in der ich meine Spitzengeschwindigkeit von 81,4 km/h erzielte - 10 km/h schneller als letztes Jahr beim Hobbyrennen!!!

In Runde 10, was ja jetzt schon Runde 11 war wegen der Überrundung, wurde ich von einer zurückliegenden Gruppe überrundet. Dort war er auch wieder dabei: der Arsch, der in jedem Rennen mitfährt! Regte sich auf, dass ich als überholter Fahrer noch weiterfahre. Man darf das Rennen also nicht beenden, wenn man zu langsam ist? Wieso fuhr dieser Scherzer dann eigentlich noch? Immerhin war er selbst auch nicht mehr in der Spitzengruppe vertreten! Der sollte vielleicht erst mal auf sich selbst schauen und selber schneller fahren, bevor er andere Fahrer blöd anmacht, weil die zu langsam sind. Wenn er Rennen ohne langsame Fahrer will, dann soll er aufsteigen und nur noch KT/AB fahren.

Jedenfalls hatte ich noch eine vierte Flasche bestellt, weil ich merkte, dass ich mit 3 Falschen doch nicht auskommen würde. Für mich war es die 10. Runde, also dachte ich mir nix dabei. Aber da es insgesamt schon die 11. Rennrunde war, hätte ich wohl gar nix mehr annehmen dürfen. Wie genau das aber geregelt ist, weiß ich auch nicht. Aber so schlimm dürfte das schon nicht gewesen sein. So was merkt man ja selbst erst hinter dem Rennen. Während dem Rennen zählt man nur seine eigenen Runden - und da war ich eben bei 10.

Die letzten beiden Runden gingen nach auch wieder besser am Anstieg. In der letzten Runde sah ich ständig einen Fahrer vor mir, dem ich mich langsam näherte. In der Abfahrt konnte ich endlich zu ihm aufschließen - und ihn im Anstieg relativ locker stehenlassen. Dabei war da keinerlei Dynamik mehr bei mir und ich fuhr auch weiterhin eine sehr niedrige Übersetzung. Aber es reichte. Kleiner Erfolg am Ende. Insgesamt war ich vielleicht um Platz 40 rum, weil viele das Rennen aufgegeben haben. Kann auch um Platz 30 rum gewesen sein - keine Ahnung. Leider ist die Ergebniserstellung bei Lizenzrennen auch nicht unbedingt erfreulicher als bei Hobbyrennen - zumindest ab Platz 20. Man weiß seinen Platz nicht, aber man weiß, dass man nicht aufgegeben hat und eine sportliche Spitzenleistung abgeliefert hat. Man hat das persönliche Optimum rausgeholt - und das ist eben Sport. Platzierungen sind Wettkampf. Aber dass ich mich am Wettkampf nicht wirklich ernsthaft würde beteiligen können, das war ja auch vor dem Rennen schon klar. Es ging einzig und allein um den sportlichen Erfolg des Durchhaltens und Ankommens.

Am Ende hatte ich einen Schnitt von 33,2 km/h nach 87,5 km. Mein zweitlängstes Rennen bisher. Die 100 km habe ich in diesem Jahr leider nicht überschreiten können, aber das kommt spätestens 2010. Dafür, dass ich 10 Runden lang mehr oder weniger alleine gefahren bin, finde ich die 33,2 km/h auch sehr motivierend für nächstes Jahr. Immerhin war ich ja bei den 5 Runden im Hauptfeld des Hobbyrennens nur 1 km/h schneller - aber mit weniger Gewicht und besserer Form. Da kann ich mich jetzt schon auf nächstes Jahr freuen. Auch wenn ich an die Spitzengeschwindigkeit denke, die 10 km/h höher lag. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt schon mal in einem Rennen über 80 km/h hatte. Der Rennstart hat sich also absolut gelohnt. Die 5 Runden nächstes Jahr werden mir fast wie ein kurzer Sprint vorkommen, fürchte ich. Aber bis dahin ist es eben noch ein Jahr - und da liegt noch eine Menge Training vor mir, um dann auch tatsächlich in der Verfassung zu sein, dass ich die sportliche Leistung aus diesem Jahr zu einer Spitzenplatzierung im nächsten Jahr wandeln kann. Platz 1 ist mein Ziel - bei jedem Hobbyrennen 2009. Muss es ja auch sein, denn ich will ja 2010 wieder Lizenz fahren. Und wenn man nicht mal Hobbyrennen gewinnen kann, dann hat man im Lizenzbereich gar nichts verloren ... das ist meine traurige Erkenntnis 2008.

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