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Meine Radsport-Geschichte 2010

Wartenberg, Mai 2010

Mit viel Respekt reiste ich zu dem schwerstens Hobby-Kriterium an, das ich bisher in Bayern gefahren - und das war 2007. Damals war ich Teil eines am Ende 18-köpfigen Hauptfeldes, das in der vorletzten Runde von einer 10-köpfigen Spitzengruppe überrundet wurde. In Wartenberg sind immer viele Fahrer am Start und vor allem viele gute. Es wird mit einem 41er-Schnitt um den Kurs gedonnert und das Bild ist ein völlig anderes als bei sonstigen Hobby-Kriterien: Das Starterfeld zerfällt nicht in viele kleine Grüppchen, sondern es gibt mindestens eine größere Gruppe - das Hauptfeld. So etwas wie ein Hauptfeld muss man bei den meisten Haupt-Kriterien ja eher mit der Lupe suchen. Die kleine Grüppchen gibt es in Wartenberg dennoch - aber die werden bei Überrundung radikal aus dem Rennen genommen. Wartenberg ist eben kein Lari-Fari, sondern da geht es richtig derbe ab!

Ich kam rechtzeitig genug an, um mich noch mehrere Runden lang auf dem Kurs warmfahren zu können. Ich machte mich wirklich gut vertraut mit den Kurven und vor allem den Bodenwellen in Kurve 3, die für Surfer vermutlich ganz nett, für Radfahrer aber recht eklig sind. Von der RSG Vilstal waren noch Daniel Hahn und Martin Mayer am Start, unser vierter geplanter Fahrer Andreas Rühl ist leider krank ausgefallen. Beim Warmfahren wurde nur eine minimale Team-Taktik besprochen, die wirklich miiiiniiiimaaaaal war. Nichts Weltbewegendes, aber dennoch so etwas wie eine Premiere für mich. Seit 2005 fahre ich Rennen, jetzt auch endlich im Team - das hat schon was. Auch wenn es ein kleines Team ist. Beim Warmfahren redete ich noch mit Thomas Fischer von der Concordia Strullendorf und den Ramazzottis Maik Hamann und Klaus Hoffmann . Bei der Startnummernausgabe traf ich auch noch einen der Favoriten, Matthias Anders. Christian Weis hingegen schien trotz Meldung und seines hervorragenden Vorjahresergebnisses nicht am Start zu sein - zumindest konnte ich ihn nicht ausfindig machen. Dennoch waren wir satte 46 Fahrer!!! So ein Teilnehmerfeld sucht man bei Hobby-Kriterien sonst vergebens ...

In der Startaufstellung fiel mir ein, dass ich noch das kleine Blatt aufliegen hatte. Irgendwie machte ich mir aber keinen Kopf, weil ich nur in Reihe 2 stand und der Start minimal ansteigend ist. Falls die Fahrer vor mir nicht gut starten würden, wäre das große Blatt sowieso nicht notwendig gewesen - und genau so kam es auch. Die zwei Fahrer vor mir versuchten gegenseitig den Sonderpreis für den langsamsten Start aus Reihe 1 abzugreifen - aber den gab es gar nicht. Stattdessen sollte es zwei Sonderprämien geben. So weit so gut. Das Anfangstempo war dann generell nicht so hoch, wodurch ich nach dem Schalten aufs große Blatt auch flott links vorbei nach vorne fahren konnte. Ich ging als Nummer 2 über Start/Ziel auf Runde 2, hatte aber keinerlei Ambitionen, das Feld wieder an den ersten Ausreißer heranzufahren. Stattdessen dosierte ich nach Gefühl und konnte mich dennoch zunächst gut vorne behaupten, weil ich auch schnell wieder eine Lücke fand, um mich nach Abgabe der Führung im Feld wieder einzuordnen. Am Ende der ersten langen Geraden war ich direkt am Hinterrad des führenden Fahrers vom Hauptfeld, aber von links schob mich ein Fahrer etwas zur Seite bzw. versuchte es. Ich ließ mich natürlich nicht abdrängen (ist ja schließlich kein Lizenzrennen, wo solche "Schiebereien" dazugehören) und motzte nur zurück, was das denn solle.

Der spätere Sieger gesellte sich dann recht bald zu dem Ausreißer hinzu und konnte ihn gleich abschütteln. Was soll man zu diesem MTB-Spezialisten von Team Haibike sagen, für den ein solch rasantes Hobbyrennen scheinbar keine ernste Herausforderung stellt, so dass er fast das gesamte Rennen über als Solist vor dem Feld fährt? Matthias und Maik waren ja nur zwei Top-Fahrer aus dem Hobbybereich, die ebenfalls in diesem rasenden Feld fuhren - wenn dann einer so viel besser ist, dass er als Solist vorne weg fahren kann, dann müsste man ihm eigentlich gleich bei der Siegerehrung einen Lizenzantrag unter die Nase halten, denn dieser Fahrer fährt defintiv in einer anderen Klasse als Hobbyfahrer es tun. Das Hauptfeld hat nicht gebummelt und an "Hobby-Qualität" hat es auch nicht gemangelt. Man muss hier einfach klar von einem Klassenunterschied sprechen - und für so etwas gibt es eine C-Lizenz. Nils Bräutigam und Rene Fischer sind mit gutem Beispiel vorangegangen - beide haben nach ihrer letztjährigen Dominanz für diese Saison eine Lizenz gelöst. Und was soll man sagen? Beide schlagen sich im Lizenzbereich ganz gut. Wer Hobbyrennen im Alleingang (!) gewinnen kann, der kann auch bei Lizenzrennen mithalten. Und bitte keine Ausreden von wegen "Ich habe nicht genug Zeit zum Trainieren" - wenn man so überlegen ein Hobbyrennen gewinnt, dann ist das Training allemale ausreichend, um C-Klasse zu fahren. Und auch das sei noch erwähnt: Irgendwer muss ein Hobbyrennen ja gewinnen, aber die Art und Weise ist dann auch noch eine Sache. Bei Fahrern wie Maik oder Matthias handelt es sich immer um einen heißen Kampf und sie landen auch nicht jedesmal ganz oben. Daher sind sie in der Hobbyszene auch vollkommen akzeptiert, weil sie "einer von uns" sind. Aber die Art und Weise, wie der Fahrer von Team Haibike hier gewonnen hat, beschreibt man am besten mit dem Adjektiv "unverschämt". Doch zurück zum Rennen ...

Zu Beginn der ersten Wertungsrunde wurde das Tempo im Feld erwartungsgemäß noch angezogen. Mir ging es nur darum, nicht aus dem Feld herauszufallen - was etwas schwieriger als nötig werden sollte. In Kurve 3 kam nämlich ein Fahrer wegen den Bodenwellen fast zu Sturz, wodurch sich der hintere Teil des Feldes staute und ein Loch nach vorne entstand. Ich selbst konnte dank der glücklichen Wahl der Innenbahn unbeeinträchtigt weiterfahren und hat somit das Loch nach vorne zu schließen. Dabei bekam ich kurz vor der Zielkurve Unterstützung durch Martin, der an mir vorbeifuhr und somit das noch minimale Loch schloss. Natürlich gab es für uns keine Punkte zu holen. Ähnlich sah es auch in Runde 10 bei der zweiten Wertung aus. Maik versuchte zwischendurch sogar mal aus dem Feld wegzufahren, aber bei dem hohen Renntempo war das selbst für ihn heute ein Unterfangen, das er bald wieder beendete.

Bei der 3. Wertung in Runde 15 wollte ich mal was versuchen. Ich fuhr zu Ende der 14. Runde auf der langen Gegengeraden nach vorne, was aber ziemlich anstrengend war. Weiter vorne konnte ich mich leider nicht innerhalb des Feldes positionieren, dafür fehlte mir beim ersten Kriterium der Saison die Verfassung, weswegen ich halt erst vom Feldende vorfahren musste. Daher musste ich dann leider auch zu Beginn der 15. Runde zwei Fahrer ziehen lassen - und Daniel ließ ich dann erst Recht ziehen. Ich nahm extra die Beine hoch und ließ die Konkurrenz arbeiten. Da ich aber durch mein Vorfahren zu Ende der vorherigen Runde nicht mehr den Punch hatte, konnte ich in den Sprint nicht mehr eingreifen, aber Daniel konnte noch einen Punkt mitnehmen.

Vor der Schlusswertung fragte ich Martin mal, wie er sich fühlte. Er winkte aber eher ab und sah auch nicht so optimal aus. Ich hatte mir nämlich überlegt, dass ich ihn vielleicht vorgefahren hätte, damit er dann eine Attacke setzen könnte, falls er sich gut fühlen würde. Sogesehen versuchte ich also meinerseits, dass ich bei der Schlusswertung noch punkten würde. Ich konnte in der vorletzten Runde etwas kraftsparender nach vorne fahren, aber speziell in der Zielkurve und in Kurve 1 fuhren einige immer sehr unanständig, um es vornehm auszudrücken. Wieso muss man in Kurven überholen und dabei darauf spekulieren, dass der vordere Fahrer Platz macht? Klar, ich bin Hobbyfahrer - Hauptsache sturzfrei! Also halte ich in Kurven nicht dagegen und verliere dann lieber an Boden. Diese unpsortliche Fahrweise hat man aber auch ständig nur in Südbayern. In Nordbayern fahren die Hobbyfahrer aus irgendeinem Grund anständig. Vielleicht hat man in Südbayern einfach noch nicht mitbekommen, dass es bei einem Hobbyrennen nur um die goldene Ananas geht. Diese Harakiri-Mentalität in Südbayern hat mich schon des öfteren aufgeregt.

Als wir zum letzten Mal auf die lange Geraden vor der Zielkurve kamen, schaltete ich gleich hoch auf 53/11 und zog an allen vorbei. Vor der Zielkurve war ich mir unsicher, da ich dort noch nie gesprintet bin. Ich hatte etwas zuviel Respekt vor dem Kopfsteinpflaster und ob der Tatsache, dass ich soeben über 10 Fahrer übersprintet hatte, was natürlich schon so einiges an Körnern gekostet hatte. Also wählte ich nur 53/13, was ein fataler Fehler war! Maik zog gleich links vorbei und ich schaltete noch schnell afu 53/12 und dann ... naja, dann sparte ich mit 53/11, weil ich einsehen musste, dass Maik schon genug Geschwindigkeitsüberschuss hatte. So was merkt man recht schnell. Gleichzeitig merkte ich, dass der Fahrer hinter mir nicht mehr an mir vorbeiziehen würde, also blieb es halt bei 53/12. Dennoch ein dummer Fehler, denn was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste: Es waren drei Fahrer vorne weg. Ich hatte statt eines vermeintlichen 4. Platzes bei der Schlusswertung und 2 Punkten also eine Nullnummer hingelegt, wodurch ich am Ende statt auf Platz 7 nur auf Platz 9 war. Aber gut, nachdem ich in den ersten beiden Rennen durch "freundliche" offizielle Ergebnisse je einen Platz besser war, war ich diesmal durch den Übersetzungsfehler und die mangelnde Kenntnis über die Rennsituation zwei Plätze schlechter.

Bei der Zieldurchfahrt hatte ich übrigens einen wilden Schnitt von 41,1 km/h, was meines Wissens nach der bisher höchste Schnitt gewesen sein muss, den ich bei einem Hobby-Kriterium gefahren bin. Wow! Und mit Platz 9 war es auch eine deutliche Steigerung zu Platz 22 2007. Meine erste Top-Ten-Platzierung der Saison und zugleich meine erste Ankunft mit dem Hauptfeld. Die Form ist also langsam ansteigend. Top-Speed auf meinem Tacho war 57,3 km/h, aber ich habe leider nicht direkt nach dem Rennen nachgesehen. Beim Ausfahren fuhren wir noch eine Abfahrt runter, aus der dieser Werte ebenfalls stammen könnte. Ich kam mir bei meinem Sprint am Ende nämlich nicht wie 57 km/h vor, auch wenn ich wie gesagt um die 10 Fahrer übersprintete, also defintiv ein gutes Tempo drauf hatte. Daniel war übrigens auf Platz 7 und Martin auf Platz 17 - das offizielle Ergebnis geht leider nur bis Platz 13.

Witziges Detail am Rand: Es gab zwar sogar zwei Sonderprämien während des Rennens, aber in der Endabrechnung erhielten nur die ersten drei Fahrer Prämien. Das ist somit eine weitere Premiere gewesen: Eine Top-Ten-Platzierung bei einem Kriterium, aber dennoch stand ich mit leeren Händen da. Meine heutige Leistung und die tolle Platzierung bei einem schwierigen Rennen bedeuten mir aber sowieso mehr. Nach dem Reinfall von Karbach war das heute einfach nur geil :)

Zum Abschluss noch ein kleiner Pressespiegel:

News-Artikel auf radsport-forum.de
News-Artikel im Challenge-Magazin
News-Artikel auf Jedermannbikeszene.de

Offizielles Endergebnis
Platz
Fahrer
Verein/ Team
Punkte
1
Hollwede, Udo
Team Haibike
25
2
Anders, Matthias
---
9
3
Hamann, Maik
VHS Ramazzotti
6
4
Fischer, Christian
RSA Berglern
5
5
Siebenwirth, Christian
---
4
6
Reiter, Florian
Team Schauer - Solidarität Wartenberg
3
7
Hahn, Daniel
RSG Vilstal
2
8
Kiessling, Andreas
Team Baier Landshut
1
9
Jakesch, Andy
RSG Vilstal
10
Hamann, Manfred
RSC Aichach
11
Kuznik, Marc
Team Aloha Rosenheim
12
Starzer, Martin
---
13
Hoffmann, Klaus
VHS Ramazzotti
...
...
...
17
Mayer, Martin
RSG Vilstal

Bilder/Videos

Video
(Teil 1)

Video
(Teil 2)


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