Sport Website von Andy Jakesch

Meine Radsport-Geschichte 2008

Zusmarshausen, März 2008

Nach 5 Monaten Vorbereitung, während denen ich schon die Motiviation verlor, startete ich Ende März endlich bei meinem ersten Lizenzrennen in Zusmarshausen. Es war zwar eigentlich saukalt am Start - Minus 2 Grad wurden irgendwo genannt -, aber ich fror dennoch nicht. Es passte eigentlich alles, auch am Start kam ich sofort ins Klickpedal.

Danach ging es dann los. Nervöse Bremswellen, verbrannter Gummi in der Luft und langsam regte man sich über die Fahrer, die vorne diese Bremswellen auslösten, lautstark auf - alles wie bei einem Jedermannrennen der BDR-Rennserie. Sogar das Tempo war identisch. Ich kam ganz gut mit. Innerhalb der ersten 5 km hat es dann einen kleineren Massensturz, aber dank der guten Bremsen meines Cinelli konnte ich gerade noch so vermeiden, dass ich auch auf der Straße liegen würde. Der Anblick des Achters, der bei einem der Fahrer zu Rennbeginn noch ein Vorderrad war, ließ mich irgendwie weitestgehend unberüht. Du denkst da nicht so nach, du bist nicht geschockt. Hauptsache ist, dass man heil geblieben ist. Man tritt gleich wieder an und stellt den Anschluss ans Hauptfeld her, was kein Problem darstellte.

Kurz vor Ende der ersten Runde dann der zweite Anstieg der Runde. Man hatte auf halber Strecke nur einen relativ kurzen, flachen Anstieg. Der zweite aber hatte es in sich! Ich fuhr anfangs zwar noch recht gut hoch und fuhr auch eher locker an einigen zurückfallenden Fahrer zurück, doch dann wurde der Anstieg plötzlich so richtig steil. Irgendwie hatte mir das niemand gesagt. Ich hatte das mit der Steilheit immer nur über Fürth gehört, aber das war eine ganz schöne Wand! Ich schaltete runter, damit ich mich nicht gleich quälen musste, da wir ja erst im untersten Drittel des Anstiegs waren. Doch der Tritt wurde schwerer, ich wollte weiter runterschalten - aber es ging nicht! Ich hatte bereits den kleinesten Gang. Das war übel. Irgendwie habe ich mich noch hochgequält und über den Gipfel hinweg Richtung Abfahrt begegnete man weiteren abgehängten Fahrern. In der Abfahrt zog ich meine willigen Kollegen dann auch mit einem Top-Speed von 74,1 km/h (persönlicher Rekord bei einem Rennen!) mit. Aber eben nur die willigen - viele zurückgefallene Fahrer schienen schon am Ausrollen zu sein.

Richtung Zusmarshausen bildete sich dann jedenfalls einer 5er-Gruppe. Das Tempo war keineswegs niedrig. Es wurde zügig weitergefahren. Sollte mich aber noch nicht stören. Als wir auf der zweiten Runde (1 Runde war 27 km, wir sollten 4 fahren) wieder zu dem ersten leichten Anstieg kamen, konnte ich nicht ganz über die Kuppe treten. Ein Loch riss und ich schaute nach hinten zum fünften Mann - aber ich hatte mein Fernglas nicht dabei. Ich versuchte also in der Abfahrt und im Flachstück mit einer überhöhten Kraftanstrengung das Loch selbst zuzufahren. Das dauerte aber ... vielleicht waren es 2 km oder so ... dann fehlten nur noch 5 Meter. Doch an dieser Stelle machte es "boff" in der Muskulatur. Nix ging mehr, ich konnte das Tempo nicht mehr halten. Also versuchte ich dann noch so locker wie möglich zur Wand zu fahren und kroch dort mit teilweise 11 km/h hoch. Die Muskulatur war schon ziemlich am Limit oder eigentlich eher drüber ...

Ich fuhr dann dennoch auf die dritte Runde, obwohl ich schon zahlreichen Fahrern begegnet war, die einfach ausgestiegen sind. Ich war aber zu einem Radrennen gefahren, also ging es weiter. Anfangs der dritten Runde überholte mich das Führungsfahrzeug der U19, aber die Spitzengruppe brauchte dann doch noch einige Zeit, um tatsächlich an mir vorbeizufahren. Die hatten einen hübschen Vorsprung aufs Hauptfeld, bei dem ich auch noch nicht mitfuhr. Wusste auch gar nicht, wie das ist, weil wir ja zwei verschiedene Rennen waren. Etwas später kam noch eine zurückgefallene U19-Gruppe, an die ich mich dann dranhängte. Ich fragte nur einen Fahrer, ob das verboten sei, aber der meinte "Ne, is nich verboten" - okay. Und auch hier musste ich beim leichten Anstieg kurz vor der Kuppe ein kleines Loch reißen lassen, fuhr aber diesmal wieder ran. Doch jetzt merkte ich immer deutlicher, dass meine Muskulatur schon ziemlich sauer sein musste. Ich verlor dann plötzlich auf gerader Strecke den Anschluss, weil es erneut "boff" in der Muskulatur machte. Wenigstens fuhr ich für kurze Seite an der Seite des amtierenden bayrischen Straßenmeister der U17 von 2007, der durch einen Sturz zurückgefallen war. Ist ja auch was, das man lustigerweise mal so erwähnen kann ...

Ich war eigentlich schon überm Limit, aber die Wand wollte ich dennoch ein drittes Mal bewältigen ohne schieben zu müssen. Der Mittelteil war auch ganz übel, ich war kurz vorm Heulen. Aber als ich dieses Steilstück hinter mir hatte, dachte ich mir irgendwie "Okay, nur noch das letzte Steilstück, das schaff ich jetzt auch noch, ich bin ja schon fast oben ..." - und so habe ich das dann auch tatsächlich noch geschafft. Mit 10 km/h oder so.

Total entkräftet ging ich dann aber nicht mehr auf die vierte Runde, zumal alle anderen zurückgefallenen Fahrer ja einfach aufgegeben hatten. Das war auch die größte Enttäuschung für mich. Ich hätte einfach gehofft, dass sich die zurückgefallenen Fahrer zu kleinen Gruppen organisieren und das Rennen zu beenden versuchen würden. Was für einen Sinn hat es, wenn man teilweise nur 20 km mit dem Hauptfeld mitfährt und dann gleich aussteigt, weil man halt an einer Wand den Anschluss verliert? Das müssten viele Leute mit kurzem Anreiseweg gewesen sein, denke ich. Bei 230 km Anfahrt würde man so was doch nicht machen?!?

Eines ist klar: nie wieder Zusmarshausen! Vier Hauptgründe: 1. zu früh am Tag, 2. zu früh in der Saison, 3. zu schwer für den frühen Zeitpunkt in der Saison (und wohl generell - was für eine Wand!) und 4. die Anreise liegt mit über 200 km eigentlich außerhalb meines Radars. Unterm Strich lohnt sich ein Start dort eben einfach nicht für mich. Da fahre ich doch lieber Jedermannrennen in Bella Italia zur Saisonvorbereitung ...

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